14 Nov 2011

rabensturm: (feder)
Am Sonntag haben wir erst mal zu Fuß die nähere Insel erkundet – will heißen, wir sind am Strand, auf dem Uferradweg, auf der Strandpromenade nach Zinnowitz gelaufen. Das sind etwa 6 km und bot schöne Ausblicke auf das Meer und die Insel und den herbstlichen Wald. Wir sind an Zempin und den riesigen Hotelkomplexen des kleinen Dörfchens vorbeigelaufen. Wir sind durch das Campingplatzgelände von Zinnowitz gewandert und hatten dann ganz futuristische Ausblicke:



…oder doch eher nostalgisch mit Jules Vernes? ;)

Das hübsche Ding ist eine Tauchgondel, mit der man in das Ostseewasser abtauchen kann, um einen trüben Blick unter die Wasseroberfläche zu werfen. Wir haben uns das aber nur von außen und von Ferne angesehen – ich glaube nicht, dass es im Ostseewasser viel zu sehen gibt und nur fürs Runterfahren war mir das Geld das nicht wert. Und die Seebrücke war auch so bevölkert, dass wir lieber nur mal von der Promenade geguckt haben.

Man merkt aber doch deutlich, dass die Saison vorbei ist. Leute waren zwar – dank super sonnigem Wetter und Wochenende – einige unterwegs, aber ein großer Teil der Läden und Lokalitäten hatte Winterruhe. Wir haben beim Bioladen was zu Essen gefunden und sind mit der Usedomer-Bäder-Bahn wieder nach Koserow gefahren. Und dort noch zum Achterwasser gelaufen, weil wir das bis dahin immer eher stiefmütterlich vernachlässigt hatten.

Allzu viel gab es aber nicht zu sehen – ein abgesperrtes Gitter hat uns am kleinen Koserower Hafen aufgehalten. Und man hat nix vom Wasser gesehen, weil durch Licht und Dunst alles eine Farbe war. Das war durchaus stimmungsvoll, hatte aber nicht wirklich was mit Aussicht zu tun. ;)



Am nächsten Tag ging es dann auf große Fahrt.

Auf nach Rügen!

Die größte deutsche Insel ist über die große Brücke in Stralsund erreichbar – und gut 100 km von Usedom entfernt. Also war das erst mal ein ganzes Stück Fahrt über eine einsame, aber sehr neblige Autobahn. Der Nebel hat uns auch noch den ganzen Tag begleitet. Wir haben vermutet, dass der immer da war, sobald man Usedom verlassen wollte. ;)

Rügen – wir haben die landschaftlich schönere Strecke durch die kleinen Alleestraßen genommen. Auch mit Herbstlaub oder mit nackten Ästen sind diese Allees sehr malerisch. Läßt sich nur leider während der Fahrt schlecht fotographieren… selber angucken. ;)

Unser erster Halt war in Puttbus, weil wir eigentlich die Touri-Info dort ansteuern wollten. Puttbus haben wir gesehen – es ist immer noch so hübsch, wie vor 5 Jahren, aber nicht wirklich mehr renoviert, so das der Novembernebelcharme doch eher was Morbides hatte… die Touri-Info hatte natürlich winterplanmäßig geschlossen. Dann also ohne Informationen weiter. Wir wollten die Feuersteinfelder bei Binz suchen, bei denen wir das letzte Mal schon an der Parkplatzsuche gescheitert sind. Diesmal waren wir vorgewarnt und haben den richtigen Parkplatz erwischt. Dann ein langer, langer Fußweg um die Bahnstrecke herum und durch den Wald und dann waren da die Feuersteinfelder:



Zwischen Neu Mukran und Prora haben sich vermutlich durch Sturmfluten vor mehreren tausend Jahren Feuersteine abgelagert, die aus dem kreidegrund herausgewaschen wurden. Dadurch entstand eine Fläche von etwa 2000 m x 200 m (etwa 40 ha), die so mächtig ist, dass sich darauf kaum Vegetation angesiedelt hat. Das ist schon beeindruckend, auch wenn ich mir irgendwie was… offeneres vorgestellt hatte. So aber sind die offenen Steinflächen von Wald umrahmt – und man hört schon von weitem das Aneinanderklacken der Steine, da die meisten Leute Steine aneinanderschlagen und versuchen Funken oder (scharfe Kanten) zu erzeugen. ;) Ich hab mir aber auch einen Stein eingesteckt. Und weil die Straße in Hörweite war und der Weg zum Parkplatz eher frustrierend, sind wir einem Querpfad gefolgt und auf die Straße gekommen. Aber das Laufen an der Straße war auch nicht unbedingt weniger frustrierend. ;)

Dann ganz zum Norden der Insel – zum Kap Arkona:



Auch so eine Stelle, die wir das letzte Mal ausgespart haben, was aber eher eine Zeitfrage war und nicht, weil das Kap nicht sehenswert ist. Okay, es war ein bisschen neblig eingetrübt, aber dennoch sehenswert. Wir sind durch Putgarten zu den Leuchttürmen an der Steilküste gelaufen. Zwei Leuchttürme und ein Marinepeilturm (nicht auf dem Bild), zwei Treppen, um die Klippe hinabzusteigen und eine Slawische Burg.

Wir sind die Königstreppe hinabgestiegen:





Da hat man das Meer dann unmittelbar vor Augen, den Wind im Gesicht und die Kreide unter den Füßen. Ein schöner Ausblick, auch wenn der Nebel den Horizont verschleierte. Zu schade, dass wegen maroder Klippen und schwammiger Kreidefelsen die Wege unterhalb der Steilküste gesperrt sind und man da nicht mehr langschlendern und Fossilien suchen kann. Wir sind also die Treppe wieder hochgestiegen, 42 m und 230 Treppenstufen. Hurra, ich hab richtig gezählt!

Was die slawische Burg angeht – dabei handelt es sich um die Jaromarsburg, eine dem slawischen Gott Svantevit gewidmete Kultstätte. Durch einen Burgwall wird die Ecke der Insel vom Rest abgeteilt – da die Klippe da aber leider auch einsturzgefährdet ist, darf man das Gelände nicht mehr betreten. Bleibt nur ein Blick von außen auf Wall und Götterstätte:



Svantevit wurde als vierköpfiger Gott dargestellt mit Gesichtern, die in alle Richtungen blicken. Ihm wurden vor dem Tempel Opfer gebracht und der dänischem Historiker Saxo Grammaticus schrieb um 1185: "In der Rechten hielt die Figur ein Trinkhorn, aus verschiedenen Metallen gebildet. Das hat der Priester jedes Jahr mit Met gefüllt und weissagt aus dem, was im Laufe des Jahres verschwunden ist, auf die kommende Ernte."
Ich finde slawische Mythologie sehr spannend, schade nur, dass man da so wenig von weiß…

Tja, und dann war es auch schon 16 Uhr und wurde schnell dämmrig, als wir uns auf den Rückweg machten. Wir haben in Stralsund noch mal Halt gemacht und sind kurz durch die Innenstadt gelaufen. Haben was zu essen gesucht und natürlich die Backsteingotik bewundert, die auch in der Dunkelheit sehr ansehnlich ist. :)



Stimmung:
neblig

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