Ohlsdorf und Övelgönne
5 May 2017 10:32 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Die bekannten Sehenswürdigkeiten hatten wir nun schon gesehen, St. Pauli und Schanzenviertel boten sich für den randaleträchtigen 1. Mai nicht unbedingt an, also haben wir uns auf ins Grüne gemacht. Wir sind auf den Friedhof Ohlsdorf gefahren, den größten Parkfriedhof der Welt. Ich guck mir ja immer gerne Friedhöfe an und Parks sowieso, hier gab’s dann beides zusammen.

Der Friedhof hat die beachtliche Größe von 389 Hektar und wurde im Jahr 1877 eröffnet, um die überfüllten Innenstadtfriedhöfe zu entlasten. Damals lag das Gelände noch weit vor der Stadt. Es war auch eine Zeit des Umbruches der Friedhofskultur, die Bestattungen oblagen nicht mehr allein den Kirchen, Einzelbegräbnisstätten kamen in Mode und waren auch für einfacherere Bevölkerungsschichten erschwinglich. Außerdem bot das Gelände auch Raum für prächtige Mausoleen und denkmalgleichen Grabschmuck.

Architekt und Planer des Parkfriedhofes war Johann Wilhelm Cordes, der erst Friedhofsverwalter, dann Direktor war. Er gestaltete die Anlage mit den geschwungenen Wegen, den Parkelementen, Geländeabstufungen, Teichen und Wasserläufen. Das ist heute der westliche Friedhofsteil, gut zu erkennen an den geschwungenen Wegen. Der östliche Teil entstand in späterer Sachlichkeit unter der Führung von Direktor Linne. Cordesteil, Linneteil, so heißt das noch heute.

Das ist das Verwaltungsgebäude, das mit der schönen Veranda und den Liegestühlen tatsächlich eher Parkfeeling verbreitet. Aber der Cordesteil ist auch mehr Park, die Grabstätten sind locker verteilt und wirken mit ihren oft figürlichen Dekorationen tatsächlich wie Parkelemente.

Wir sind gemächlich durch diesen Parkteil spaziert. Wir haben uns am Museum ein paar Flyer geholt, die die Orientierung erleichtern sollten und auch Spaziergänge vorschlugen. Das war sehr nett… auch wenn wir uns am Ende auf der Suche nach dem Grab der Familie Hagenbeck verfranst haben. Ja, es gibt immer mal prominente Namen, aber die Gräber sind deswegen nicht unbedingt prächtiger oder leichter zu finden.

Ich kann jetzt auch nicht im Einzelnen aufzählen, welche Gräber wir gefunden haben. Bemerkenswert jedoch der Trend, der bei der Grabsteinbeschriftung zur Unterschrift geht. Das ist ja sehr hübsch und individuell, aber wenn sonst nix drauf steht, kann man das oft nicht entziffern. So standen wir beispielsweise vor dem Grab von Harry Rowohlt, ohne das zu bemerken, weil wir die Krakel nicht entziffern konnten.
Es gibt auf dem Friedhofsgelände auch eine ganze Anzahl Gebäude: einen Wasserturm, verschiedene Kapellen, Krematorien. Das neue Krematorium, ein strenger Backsteinbau aus den 30iger Jahren, beherbergte unter anderem auch das Café Fritz. Namensgeber war Fritz Schumacher, der Architekt, der noch für andere Bauwerke verantwortlich war und auch irgendwo auf dem Friedhof bestattet ist. Wir haben im Café Rast gemacht und gut und günstig gegessen. Ich hatte beispielsweise sehr leckere Maischolle mit auch sehr leckerem Kartoffelsalat.
Frisch gestärkt haben wir uns weiter auf den Weg gemacht. Wir haben in die Kapelle 7 geschaut, ins Kolumbarium.

Und nachdem wir dann im Cordesteil endlich fußlahm waren, sind wir noch mit dem Bus quer durchs Gelände zum neuen Teil gefahren. Ja, es fahren Busse auf dem Friedhof, es gibt ein 17 km langes Straßennetz, auf dem man auch mit privaten PKWs fahren darf (alle Wege haben zusammen eine Länge von 80 km).
Wir haben natürlich nicht alles gesehen. Es gibt noch Kriegsgräberflächen mit entsprechenden Mahnmalen, einen Friedwald, Grabstätten verschiedener Religionsgemeinschaften. Moderne Anlagen, historische Bereiche. Das ist insgesamt sehr sehenswert, aber allein an einem Tag natürlich nicht zu bewältigen. Macht ja aber nichts, wir hatten gar nicht den Anspruch, wirklich alles anzuschauen. Für uns hat sich der Ausflug wirklich gelohnt.
Es war am Ende schon später Nachmittag, als wir uns auf den Rückweg gemacht haben. Wir hatten uns überlegt, noch mal mit der Fähre 62 zu fahren. Noch mal Hafen und Wasser und der Trubel der Landungsbrücke von außen. Außerdem dachten wir uns, dass wir in Övelgönne sicher was zum Abendessen finden würden, ohne in seltsame 1.-Mai-Aktivitäten zu geraten. Gesagt getan. Wir haben uns den Museumshafen in Övelgönne angeguckt, sind über den Strand gelaufen… und ja, zu Essen haben wir auch was gefunden. :)

Und auf dem Rückweg mit der Fähre kamen wir dann auch noch einem vollbeladenen Containerschiff ganz nahe. Die Dinger sind schon wirklich groß.

Von Randalen zum 1. Mai haben wir übrigens nichts mitbekommen. Wir haben nur das Polizeiaufgebot mit Wasserwerfern und gepanzerten Wagen gesehen. Das ist schon ein bisschen unheimlich und ich komme mir vor wie ein Dorfkind in der Großstadt…
Tja, und das war‘s dann auch mit Hamburg. Am nächsten Tag ging es wieder heim – wieder ausgesprochen pünktlich und entspannt mit der Deutschen Bahn. Hamburg gerne wieder, da gibt’s ja bestimmt noch mehr zu sehen. :)
Stimmung:
Zeitreise

Der Friedhof hat die beachtliche Größe von 389 Hektar und wurde im Jahr 1877 eröffnet, um die überfüllten Innenstadtfriedhöfe zu entlasten. Damals lag das Gelände noch weit vor der Stadt. Es war auch eine Zeit des Umbruches der Friedhofskultur, die Bestattungen oblagen nicht mehr allein den Kirchen, Einzelbegräbnisstätten kamen in Mode und waren auch für einfacherere Bevölkerungsschichten erschwinglich. Außerdem bot das Gelände auch Raum für prächtige Mausoleen und denkmalgleichen Grabschmuck.

Architekt und Planer des Parkfriedhofes war Johann Wilhelm Cordes, der erst Friedhofsverwalter, dann Direktor war. Er gestaltete die Anlage mit den geschwungenen Wegen, den Parkelementen, Geländeabstufungen, Teichen und Wasserläufen. Das ist heute der westliche Friedhofsteil, gut zu erkennen an den geschwungenen Wegen. Der östliche Teil entstand in späterer Sachlichkeit unter der Führung von Direktor Linne. Cordesteil, Linneteil, so heißt das noch heute.

Das ist das Verwaltungsgebäude, das mit der schönen Veranda und den Liegestühlen tatsächlich eher Parkfeeling verbreitet. Aber der Cordesteil ist auch mehr Park, die Grabstätten sind locker verteilt und wirken mit ihren oft figürlichen Dekorationen tatsächlich wie Parkelemente.

Wir sind gemächlich durch diesen Parkteil spaziert. Wir haben uns am Museum ein paar Flyer geholt, die die Orientierung erleichtern sollten und auch Spaziergänge vorschlugen. Das war sehr nett… auch wenn wir uns am Ende auf der Suche nach dem Grab der Familie Hagenbeck verfranst haben. Ja, es gibt immer mal prominente Namen, aber die Gräber sind deswegen nicht unbedingt prächtiger oder leichter zu finden.

Ich kann jetzt auch nicht im Einzelnen aufzählen, welche Gräber wir gefunden haben. Bemerkenswert jedoch der Trend, der bei der Grabsteinbeschriftung zur Unterschrift geht. Das ist ja sehr hübsch und individuell, aber wenn sonst nix drauf steht, kann man das oft nicht entziffern. So standen wir beispielsweise vor dem Grab von Harry Rowohlt, ohne das zu bemerken, weil wir die Krakel nicht entziffern konnten.
Es gibt auf dem Friedhofsgelände auch eine ganze Anzahl Gebäude: einen Wasserturm, verschiedene Kapellen, Krematorien. Das neue Krematorium, ein strenger Backsteinbau aus den 30iger Jahren, beherbergte unter anderem auch das Café Fritz. Namensgeber war Fritz Schumacher, der Architekt, der noch für andere Bauwerke verantwortlich war und auch irgendwo auf dem Friedhof bestattet ist. Wir haben im Café Rast gemacht und gut und günstig gegessen. Ich hatte beispielsweise sehr leckere Maischolle mit auch sehr leckerem Kartoffelsalat.
Frisch gestärkt haben wir uns weiter auf den Weg gemacht. Wir haben in die Kapelle 7 geschaut, ins Kolumbarium.

Und nachdem wir dann im Cordesteil endlich fußlahm waren, sind wir noch mit dem Bus quer durchs Gelände zum neuen Teil gefahren. Ja, es fahren Busse auf dem Friedhof, es gibt ein 17 km langes Straßennetz, auf dem man auch mit privaten PKWs fahren darf (alle Wege haben zusammen eine Länge von 80 km).
Wir haben natürlich nicht alles gesehen. Es gibt noch Kriegsgräberflächen mit entsprechenden Mahnmalen, einen Friedwald, Grabstätten verschiedener Religionsgemeinschaften. Moderne Anlagen, historische Bereiche. Das ist insgesamt sehr sehenswert, aber allein an einem Tag natürlich nicht zu bewältigen. Macht ja aber nichts, wir hatten gar nicht den Anspruch, wirklich alles anzuschauen. Für uns hat sich der Ausflug wirklich gelohnt.
Es war am Ende schon später Nachmittag, als wir uns auf den Rückweg gemacht haben. Wir hatten uns überlegt, noch mal mit der Fähre 62 zu fahren. Noch mal Hafen und Wasser und der Trubel der Landungsbrücke von außen. Außerdem dachten wir uns, dass wir in Övelgönne sicher was zum Abendessen finden würden, ohne in seltsame 1.-Mai-Aktivitäten zu geraten. Gesagt getan. Wir haben uns den Museumshafen in Övelgönne angeguckt, sind über den Strand gelaufen… und ja, zu Essen haben wir auch was gefunden. :)

Und auf dem Rückweg mit der Fähre kamen wir dann auch noch einem vollbeladenen Containerschiff ganz nahe. Die Dinger sind schon wirklich groß.

Von Randalen zum 1. Mai haben wir übrigens nichts mitbekommen. Wir haben nur das Polizeiaufgebot mit Wasserwerfern und gepanzerten Wagen gesehen. Das ist schon ein bisschen unheimlich und ich komme mir vor wie ein Dorfkind in der Großstadt…
Tja, und das war‘s dann auch mit Hamburg. Am nächsten Tag ging es wieder heim – wieder ausgesprochen pünktlich und entspannt mit der Deutschen Bahn. Hamburg gerne wieder, da gibt’s ja bestimmt noch mehr zu sehen. :)
Stimmung:
