rabensturm: (Default)
Was ich schon immer mal machen wollte: mir den Codex Dresdensis anschauen, der in der Staats- und Landesbibliothek (SLUB) aufbewahrt und gezeigt wird. Es handelt sich um eine Maya-Handschrift, ursprünglich als Leporello auf einer Art Bastpapier. Es ist eine von nur 4 bekannten Maya-Kodizes, die die Vernichtungswut der spanischen Inquisitoren überstanden haben. Ursprünglich muss es bei den Maya eine reiche Schriftkultur gegeben haben, es sind leider nur noch sehr wenige Stücke erhalten.

Der Dresdner Kodex kam 1739 in die Kurfürstliche Bibliothek, später dann in die Landesbibliothek. Mit dem Kodex (und den anderen natürlich) konnte zunächst das Zahl- und Kalendersystem entziffert werden, später auch die Schrift entziffert werden. Man kann damit den größten Teil der Handschrift entziffern, es ist eine Art Ritual- und Weihekalender.

Aber von Anfang an.

Man kann den Maya Kodex in der SLUB täglich im Buchmuseum in der Schatzkammer besichtigen. Es gibt aber auch Schatzkammerführungen, mit denen man samstags einen tieferen Einblick in die Schatzkammer und die Ausstellungen des Buchmuseums geboten bekommt. Die aktuelle Ausstellung heißt: „Der verschlossene Garten. Zugänge zur Klosterbibliothek der Zisterzienserinnen von St. Marienthal“. Das klingt auch nett, aber angezogen hat mich hauptsächlich der Maya-Kodex und beides war endlich mal Motivation, mich aufzuraffen.

Allerdings… kam der Guide für die Führung nicht. :( Schade, aber kann man nichts machen. Zumal es sich um Ehrenamtliche handelt, denen natürlich auch mal was dazwischenkommen kann. Trotzdem schade, mit Führung erfährt man ja immer mehr, egal, wie gut eine Ausstellung beschildert ist. :(

Also die Bücher der Zisterzienserinnen:



In einem Rundgang um die eigentliche Schatzkammer wurden die Zisterzienserinnen vorgestellt und die Entwicklung des Klosters Marienthal. Das Kloster befindet sich bei Ostritz in der Lausitz und ist das älteste Frauenkloster des Ordens in Deutschland, das seit seiner Gründung ununterbrochen besteht. Die historische Klosterbibliothek des Klosters wurde neulich von der SLUB erworben und hat Eingang in die Sammlung gefunden. Besondere Stücke wurden hier ausgestellt, die Schätzchen dann im Inneren der Schatzkammer.



Diese Tür muss extra von der Aufsicht aufgeschlossen werden, dahinter kommt man in einen abgedunkelten Raum, wo sich inmitten der Klosterbuchausstellung eine eher unscheinbare Vitrine mit dem Maya Kodex befindet.



Der ist so klein! Ich hatte mir irgendwas Großes vorgestellt, vielleicht fehlgeleitet vom Teppich von Bayeux… aber hier die Handschrift ist klein, die einzelnen Blätter maximal A5 und entsprechend winzig die Schrift und die Zeichnung. Sehr feine Zeichnungen und massenhaft Zeichen, das ist schon handwerklich beeindruckend, von der Historie, der Bedeutung und dem Wert ganz zu schweigen.



Bedauerlicherweise sind meine Augen in dieser Entfernung nicht mehr wirklich scharf, so dass ich eher mühselig blinzelnd über der Vitrine hing und versuchte, die ganzen tollen Details zu erfassen. :p

Man kann sich aber bei der SLUB hier eine digitalisierte Version ansehen und über die Inhalte und die Entzifferung informieren. Ich hab auch einen Flyer eingeheimst, der die wichtigsten Dinge auch noch mal zusammengefasst hat.

Also, allein für den Kodex ist der Besuch sehenswert, trotzdem ist es natürlich schade, dass das mit der Führung nicht geklappt hat. Vielleicht ein andermal ein neuer Versuch, wenn es eine neue Ausstellung gibt (ich glaube, es wechselt Ende Mai).

Stimmung:
historisch interessiert
rabensturm: (feder)
Dijon ist die Hauptstadt der Region Bourgogne-Franche-Comté und befindet sich gut 80 km westlich von Besançon. Es gibt eine Zugverbindung, für die man auch nicht erst an den TGV-Bahnhof hinaus muss. Die Züge fahren stündlich oder sogar halbstündlich, sind aber gar nicht mal so günstig. Aber für einen Tagesausflug kann man das schon mal machen.

In Dijon sind wir dann der Eule gefolgt:



Der Rundgang mit der Eule führt in 22 Stationen an den Sehenswürdigkeiten der Innenstadt vorbei, man kann auch noch zusätzliche Schlenker ranhängen in andere Stadtgebiete. Da wir kein konkretes Ziel hatten sondern nur die Stadt kennenlernen wollten, konnten wir der Eule bequem folgen (haben sie zwischendurch aber auch mal verloren).

Dijon hat wirklich schöne alte Fachwerkhäuser, eine Hauptpost im Jugendstil, eine Markthalle aus dem 19. Jahrhundert und einen großen Palast und mehrere beeindruckende Kirchen.



Im Zentrum der Altstadt liegt der Herzogspalast, der mit seinem halbrunden Vorplatz ein sehr eindrucksvolles Ensemble bildet. Im Palast findet sich heute das Rathaus der Stadt und das Museum der schönen Künste.



Der Turm, der über den Palast hinausragt, ist der Tour Philippe-le-Bon, der aus dem 15. Jahrhundert stamm. Man kann da hochsteigen – das haben wir auch gemacht, zumal das Ticket in unserem Museumspass enthalten war. Man kommt allerdings nur mit einer geführten Tour hoch, was sich nach einigen Erklärungsbemühungen bei der Touristinformation buchen ließ. Durch die Führung haben wir dann auch einiges über die Herzöge von Burgund erfahren und der Geschichte des Turms und der Stadt.



Außerdem war es nicht ganz so anstrengend, wenn die Besteigung des Turmes durch Informationen unterbrochen wurde, da musste man die 300 (?) Stufen nicht auf einmal hochsteigen…

Es gab übrigens nur vier Herzöge der Bourgogne: Philipp II. der Kühne, Johann Ohnefurcht, Philipp III. der Gute (das ist der mit dem Turm) und Karl, der Kühne. Letzterer hatte nur eine Tochter, Maria, über die das Herzogtum dann an die Habsburger ging.

Also, Turm haben wir bestiegen, im Palast waren wir zuerst mal nur zum Mittagessen, wo es im Museumsrestaurant sehr nobles (und gut bezahlbares) Mittagsmenü gab. Im Museum waren wir erst nach der Turmbesteigung – zu unserer Überraschung war das kostenlos. Das Museum ist innen auch ziemlich modern, es wurde erst 2013 (?) wieder neu eröffnet.



Die hübsche Eule stammt von François Pompon, einem Bildhauer, der in Dijon wirkte und hauptsächlich für seine Tierdarstellungen bekannt wurde. Ihm war ein ganzer Raum gewidmet, seine Tiere sind wirklich sehr schön.

Was Kirchen angeht, da haben wir auf dem Eulenrundweg Notre Dame angeschaut (die spitze, die man vom Turm aussieht), St. Michael (die große hinter dem Theater), St. Etienne (die mit den Skulpturen von François Rude), St. Jean (die jetzt ein Kulturzentrum ist), St. Philibert (das war die mit der Baustelle) und St. Benigne (die Kathedrale). Letzteres überrascht ein bisschen, weil die doch ein Stück abseits liegt und man als Kathedrale doch eher was im Zentrum erwarten würde.



Von der Kirche Notre Dame stammt übrigens auch die Eule, die dem Rundweg den Namen gab – eine kleine, abgegrabbelte Figur an der Kirchenwand, die Glück bringt, wenn man sie mit der linken Hand berührt und sich was wünscht.



Kein Wunder, dass sich überall in der Stadt Eulenmotive wiederfinden. ;)

Doch, das war ein sehr lohnender Tagesausflug. Wir haben eine Menge von der Stadt gesehen, waren dann am Ende aber auch ein bisschen fußlahm – also ich zumindest. ;) Aber der Zug hat uns dann wieder gut nach Besançon zurückgebracht.

Auch unsere Planung war sehr glücklich, es hatte die ganze Nacht und auch den Morgen in Besançon geregnet, in Dijon war das Wetter sonnig und blieb den ganzen Tag gut. In Besançon hatte sich der Regen dann auch verzogen.

Besondere Erwähnung: Dijon ist im Zentrum autofrei (also theoretisch, praktisch kurvten immer noch ein paar Lieferwagen herum). Der öffentliche Personennahverkehr wird im Stadtzentrum von diesen niedlichen Elektrobussen bestritten, die mit dem Klingeln einer Straßenbahn durch die engen Gassen surrten.



Meine Mama war eine Straßenbahn und mein Papa ein Bus… ;)

Stimmung:
dokumentierend
rabensturm: (feder)
Wir waren also für eine Woche in Besancon einquartiert – genug Zeit also, sich die Sehenswürdigkeiten nach und nach zu besichtigen. Muss man nicht alles an einem Tag machen.

Zitadelle

Wir haben wieder mit der Zitadelle angefangen, die wir im Sommer schon mal besucht haben (und 17 Jahre vorher). Die Zitadelle war dankenswerterweise noch mal in unserem Pass drin, diesmal waren die Temperaturen auch deutlich angenehmer als in Sommerhitze – und mit blauem Himmel sieht es auch noch spektakulärer aus. ;)



Wir haben uns diesmal den kleinen Zoo genauer angeschaut, da gibt es vor allem Affen, aber auch ein paar Schafe und Ziegen, Mufflons und Esel, sogar Kängurus. Und es gibt einen Nachtzoo mit sehr niedlichen Mäusen und Nagetieren.



Außerdem waren wir diesmal auch im Resistance-Museum, dass sich in der Zitadelle befindet. Besancon befand sich zur Zeit der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg in einer Pufferzone, Vichy (und damit das „freie“ Frankreich) ist nicht weit weg. Macht natürlich keinen Spaß, sich das anzusehen – gerade angesichts der sich zuspitzenden Weltlage – aber es war auch mal ein tieferer Einblick in die französische Weltkriegsgeschichte. Man hat sonst ja mehr den eigenen Fokus auf die deutsche Entwicklung. Trotzdem bleibt gerade bei der Geschichte des Widerstandes die Frage, was man selbst getan hätte – und was einem heute zu tun bleibt. Viele Dinge, die damals schwer waren – Informationsweitergabe, Passfälschen, Geld- und Waren schmuggeln – wären heute vermutlich gar nicht mehr möglich in Zeiten der Digitalisierung…

Wait for the memo…

Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie de Besançon

Da waren wir am nächsten Tag. – Ich lerne gerade bei Wikipedia, dass es das älteste öffentliche Museum Frankreichs ist, mit Gründungsdatum 1694 fast hundert Jahre älter als der Louvre.

Das Gebäude macht jedenfalls keinen alten, angestaubten Eindruck. Das historische Bauwerk an dem schönen Platz hat man innen entkernt und mit einem futuristischen Betonbau ergänzt. Das macht spannende Einblicke möglich, abwechslungsreiche Hängungen und Ausstellungskonzepte – ist aber zugegeben auch etwas verwirrend. Wo geht es bloß weiter…?



Wie der Name sagt, zeigt das Museum archäologische Funde – Frühzeit bis zu den Römern, da endet es allerdings, so dass wir schon scherzten, dass das Mittelalter nicht stattgefunden hat und die Stadtgeschichte erst bei Vauban wieder einsetzte. Dann zeigen sie Kunst, vage zeitlich geordnet mit immer mal modernen Stücken zwischendurch. Ich mochte sehr, dass berühmte und weniger bekannte Kunst gleichrangig nebeneinander hängen, sich also beispielsweise ein Monet ganz beiläufig zwischen anderen Blumenbildern findet.



Ich hab leider gar nicht so viel fotografiert im Museum – sie hatten schon sehr schöne Sachen, das lohnt durchaus den Besuch.

Musée du Temps

Dieses Museum befindet sich in einem schicken Stadtpalais und widmet sich der Geschichte als Ablauf der Zeit, vor allem aber der Zeitmessung und den Uhren – das Jura (und Besancon als Hauptstadt) war einst Zentrum der französischen Uhrenherstellung. Es gibt also Sanduhren, Sonnenuhren, Standuhren – aber auch höchst komplexe Luxusuhren wie die Leroy 01 von 1901, die zu ihrer Zeit die komplizierteste Uhr der Welt war.

Wir fanden da das foucaultsche Pendel spannender, das sich im oberen Stock befindet. Da kann man meditativ zuschauen, auch wenn sich uns das Arrangement mit den Lichtern und Zeigern nicht erschlossen hat.



Doch, kann man anschauen, ist aber eher kein must see, wenn man nur für einen Tag in der Stadt ist.

Ein bisschen neidisch bin ich ja immer auf die französischen Schüler, die man vielfach in den Museen trifft und die dort scheinbar sehr spannende Führungen und Aktionen erleben. Ich versteh ja sprachlich nicht viel davon, hätte aber immer große Lust, mich dazuzusetzen. *g*

Ansonsten bemerkenswert das Restaurant am Museum, die „Brasserie Granvelle“ – gehobene Küche zu sehr moderaten Preisen, alles war lecker. Da steppte mittags der Bär, so dass uns auch der Service beeindruckte, der alles im Griff hatte.

Ein bisschen was zur Stadt kommt noch, aber das waren erst mal die Museen.



Stimmung:
dokumentierend
rabensturm: (wirbel)
Am nächsten freien Samstag bin ich mit dem Bus nach Riebnitz-Damgarten gefahren. Mit dem Bus braucht man für eine Strecke fast anderthalb Stunden – aber kostet ja nix mit dem Deutschlandticket und man sieht die Landschaft mal aus einer anderen Perspektive. Eine sehr nasse Landschaft, das Wetter war ausgesprochen mäßig, grau und nass.

Aber gut, es ist besser, bei schlechtem Wetter eine Stadt und ein Museum zu besichtigen, als am Strand zu spazieren. ;)

Riebnitz-Damgarten ist eine Stadt auf dem Festland, an der anderen Seite des Boddens, der Fischland-Darß zur Halbinsel macht. Ich lerne soeben, dass historisch Ribnitz zu Mecklenburg gehörte und Damgarten zu Vorpommern und die beiden Teile 1950 vereinigt wurden. Ich hab den Riebnitzer Teil angeschaut, der scheint das Zentrum zu sein.

Um genau zu sein, hab ich mir erst den Hafen angeschaut, in der Hoffnung, dort gleich was leckeres zu Mittag zu bekommen.



Macht alles einen etwas monochromen Eindruck.

Gegessen hab ich dann sehr leckeren Fisch beim Riebnitzer Fischhafen – mit Blick auf eben jenen Hafen und das hübsche Segelschiff.

Dann zurück zum Marktplatz und weiter zum alten Kloster – das sind alles keine weiten Wege, Riebnitz ist doch recht überschaubar. Im alten Kloster jedenfalls befindet sich heute das Bernsteinmuseum – Riebnitz-Damgarten nennt sich offiziell auch Bernsteinstadt (vor allem wegen des im Stadtteil Ribnitz liegenden ehemaligen VEB Ostseeschmuck, des Museums und der im Stadtteil Damgarten gelegenen Bernstein-Schaumanufaktur).

Das Museum war dann tatsächlich ganz hübsch. Es gab Informationen zum Bernstein allgemein, seiner Entstehung an der heutigen Ostsee, auch zum Abbau im Wandel der Zeiten und seiner Verwendung.



Spannend der Teil über die Einschlüsse im fossilien Harz – es gab Blätter und Insekten, aber auch eine Schnecke, eine Spinne und sogar ein halber Gecko. Die alle wurden vom Harz eingeschlossen und so erhalten (waren aber meistens zu klein, um ein brauchbares Foto davon zu machen).

Spannend fand ich die Abbaugeschichte, die in der jüngeren Geschichte sogar industrielle Züge angenommen hat, es gab Bernsteintagebau und sogar Abbau in Stollen. Dabei hat die Suche nach den Bernsteinen schon eine sehr lange Geschichte, schon in prähistorischer Zeit wurde der leuchtende Stein geschätzt und Schmuck oder Figuren daraus geschaffen.


Das sind doch wirklich ganz entzückende Figuren. :)

Schmuck wird natürlich auch heute noch aus Bernstein hergestellt – zufällig gab es auch einen Verkaufsstand im Museum – andere Produkte sind (vielleicht) nicht mehr so gefragt: Rauchwaren wie Zigarettenspitzen, religiöse Artikel, aber auch Bootslack oder Parkettlack aus geschmolzenem Bernstein. Letzteres finde ich ja immer sehr schade…

Ansonsten konnte man vom Museum aus auch noch einen Blick in die Klosterkirche werfen. Die ganze Anlage wurde im 14. Jahrhundert von Heinrich dem Löwen als Klarissenkloster gegründet. Nach der Reformation wurde es evangelischer Damenstift; die letzte Stiftsdame, die noch im Kloster lebte, starb 1961.



Für einen weiteren Stadtspaziergang war es mir dann aber doch zu nass und ungemütlich. Bei besserem Wetter lohnt sich das bestimmt, da kann man bestimmt auch schön am Hafen sitzen und aufs Wasser gucken.



Ich bin noch eine Weile durch die nasse Stadt getappt, hab mir vom Bäcker was für den späteren Nachmittag mitgenommen und bin dann zurückgefahren. Das dauerte wieder ein anderthalb Stunden, wobei ich mich dann auch ganz nett mit dem Busfahrer unterhalten habe.

Doch, auch das ein netter Ausflug, trotz Regen.

Stimmung:
nass
rabensturm: (wirbel)
Silph hat ja sicher nichts dagegen, wenn ich mir ihre Titelstruktur für Museumsposts ausleihe – zumal ich tatsächlich nicht so viel mehr gemacht habe in Stralsund, als ins Museum zu gehen. ;)

Aber von vorn: ich bin jetzt 3 Wochen im Januar in der Kur in Prerow auf dem Darß. Drei Tage noch, deshalb will ich dazu noch keine Zusammenfassung schreiben. Aber weil ich die freien Wochenenden zu Ausflügen genutzt habe, will ich damit wenigstens schon mal beginnen. :)

Letzten Samstag war ich also in Stralsund. Der nebligste Tag der Woche, aber besser schlechtes Wetter in einer Stadt und einem Museum, als am Strand, nicht wahr?

Ich bin mit dem Zug gefahren – mit dem Deutschlandticket kostet es ja nüscht – von Barth aus mit Umstieg in Velgast und der Regionalbahn von Rostock nach Stralsund. Das hat problemlos geklappt, auch wenn ich inzwischen gehört habe, dass die Anschlussbahn auch schnell mal nicht fährt, wenn Personal fehlt. :p

Es ist schon länger her, dass ich/wir mal in Stralsund waren, trotzdem hatte ich nicht die Absicht, die Stadt komplett neu zu erkunden. Zumal das Wetter auch nicht dazu einlud. Ich wollte zum Hafen, ich wollte ins Ozeaneum und von der Altstadt bekommt man beim Durchlaufen ja auch genug mit. Die Orientierung anhand der Kirchen war immerhin schon mal… diffus.



Heutzutage kann man sich ja aber mit dem Handy orientieren und ist nicht auf freie Sicht angewiesen. Der Hafen war also nicht schwer zu finden, sehr malerische Gegend, am nebeligen Samstag auch recht ausgestorben. Ich habe aber sehr leckere Fish & Chips gegessen und die alten Gebäude und die Gorch Fock bewundert, die da vor Anker liegt.



Direkt da am Hafen befindet sich auch das Ozeaneum Stralsund. Es wurde 2008 eröffnet, ich war noch nie drin, ich glaube beim letzte Stralsundbesuch waren wir im Meereskundemuseum. Keine Ahnung, ob es das Ozeaneum da noch nicht gab oder wir lieber in das andere wollten. *kopfkratz*



Das moderne Gebäude soll „von Meerwasser umspülte Steine symbolisieren“. Ich finde, es ganz hübsch, im Hafenbereich nicht all zu störend, und innen sehr geräumig. Durch die verschiedenen „vom Meer umspülten“ Gebäudeteile ist es allerdings auch recht verwirrend – immer schön den Pfeilen folgend – und man muss ständig irgendwelche Treppen hoch oder runter. Klar gibt es auch Fahrstühle, aber so richtig bequem barrierefrei erscheint mir das nicht…

Im Ozeaneum befinden sich verschiedene Dauerausstellungen zu Weltmeeren allgemein, zur Ostsee und deren Lebewesen, zu Problemen wie Fischfang, Müll und Klimawandel. Vor allem gibt es aber auch zahlreiche große und sehr große Aquarien, die das Unterwasserleben vom Stralsunder Hafen über die Nordsee zum Nordpolarmeer zeigen.



Ich persönlich finde Fische im Aquarium ja schnell langweilig, aber es war schon spannend, hier mal vorbeizuspazieren. Vor allem, weil es Fische der „näheren“ Umgebung sind und eben keine Tropenfische. Man sieht damit auch die Fische, die man hier sonst vom Teller kennt – und ein bisschen leid taten sie mir da schon, wie sie da so groß und majestätisch herumschwammen…

Was ich hingegen immer stundenlang angucken könnte (und nie ist ein Stuhl davor), sind Quallen. *g* Und hier gab es sogar ein Becken mit Babyquallen, die da ganz engagiert drin herumpaddelten.



Auch die Korallen, Seepferdchen und Krabben fand ich spannend. :)

Und dann – für mich überraschend – gab es oben auf dem Dach des Ozeaneums keine Aussicht und Pinguine. Die sind da in dem Becken herumgerast und aus dem Wasser gesprungen, dass ich mich schon gefragt habe, wie oft die wohl aus dem Becken springen… Aber immerhin haben die sich in dem kalten nassen Wetter wohl gefühlt.

Doch, war ein netter Museumsbesuch. Ich hab mich nicht stundenlang aufgehalten und alles gelesen, sondern bin nur gemütlich durchgeschlendert, das kann man gut machen. Bei freundlicherem Wetter kann man bestimmt auch gemütlich im Hafen sitzen und gucken. Oder gemütlich durch die Stadt bummeln. Ich bin schon auch durch die Altstadt gelaufen, aber so richtig gemütlich war es nicht.


Meine Motivation, für längere Spaziergänge, hielt sich also in Grenzen – ich war auch in keiner Kirche. Ich hab mir nur noch Kaffee und Kuchen gegönnt und mich dann auf den Rückweg mit der Bahn gemacht. Kein ewig langer Tagesausflug, aber nett und für mich völlig ausreichend. :)

Stimmung:
trüb
rabensturm: (wald)
Letztes Wochenende war ich noch mal in Hessen – Zwischenwelttreffen – und da waren wir sehr historisch unterwegs. Auch da hatten wir wieder eine sehr hübsche Ferienwohnung in Florstadt, in einem hübschen Fachwerkhaus. Da haben wir viel gespielt und gequatscht und darum ging es ja hauptsächlich.

Als historische Sehenswürdigkeit haben wir uns zuerst den Glauberg und das Keltenmusem dort angeschaut. Wir waren da 2011 schon mal, auch wenn einige von uns sich daran nicht mehr erinnern konnten. ;)

Der Glauberg ist bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt, es gibt Zeugnisse der Urnenfelderkultur, der Kelten, es gab hier eine alemannische Höhensiedlung und eine fränkische Großburg und noch im Mittelalter gab es eine Befestigung und Besiedlung. Berühmt ist der Ort aber für den keltischen Grabhügel aus dem 5. Jahrhundert und die dort gefundene Steinfigur eines keltischen Kriegers.



Der Grabhügel war im Laufe der Zeit eingeebnet worden. Luftbildarchäologie machte ihn wieder bekannt, er wurde archäologisch ausgegraben und wieder rekonstruiert. Ob das ursprünglich so aussieht, ist natürlich wieder nicht eindeutig geklärt, insbesondere die Pfähle können (vielleicht eher) Teile von Häusern, Speichern oder Brücken sein als ein Mondobservatorium.

Im Museum gibt es einen Überblick über die Kelten und ihre Zeit – für uns war das alles nicht übermäßig informativ, aber nett war es doch. Und man konnte die Funde sehen, insbesondere die Figur des „Keltenfürsten“.



Man weiß natürlich nicht genau, wen die Figur darstellt – da ihre Ausstattung aber dem entspricht, was an Grabfunden des Bestatteten gefunden wurde, nimmt man an, dass es ein Abbild dieses Kriegers ist. Bemerkenswert ist dabei die haubenförmige Kopfbedeckung, die meist als „Mistelblattkrone“ gedeutet wird. Finde ich ja nicht besonders naheliegend, aber bitte. Neu war mir an der Stelle, dass auf dem Gelände noch Teile von weiteren Figuren gefunden wurden, die ebenfalls eigenwillige Kopfbedeckungen trugen. Vielleicht kommt da noch mehr, es ist längst noch nicht alles ausgegraben und erforscht.

Wir waren im Museum, wir waren im Garten und dann auf dem Gelände des Grabhügels. Dann sind wir Richtung Glauberg gegangen und dann haben wir erst mal ausprobiert, ob uns da ein Rettungswagen findet. :p Aufregung und Abenteuer, auf die wir gern hätten verzichten können, aber es war zum Glück nichts Schlimmes oder Langwieriges.

Am nächsten Tag dann Römer:



Das ist das Kastell Saalburg. Ein Weltkulturerbe, das um 1900, finanziert von Kaiser Wilhelm II., rekonstruiert und aufgebaut wurde. Das bestehende Bauwerk entspricht also dem Forschungsstand des 19./20. Jahrhunderts und steht selbst schon wieder unter Denkmalschutz.



Wie man sieht, war es sehr neblig – das fand ich sehr passend, um einen Ausflug in eine andere Zeit zu machen. Mystisch und historisch. ;)

Es gibt ein parkartiges Gelände innerhalb der Mauern, außen Fundamente der ursprünglichen Siedlung. Auf den Fundamenten des Kastells wurden die heutigen Gebäude wieder aufgebaut mit Stabsgebäude, Speicher, Fahnenheiligtum, Wohngebäuden und Taverne. Es gibt Ausstellungen darin zur Römerzeit und dem Leben der Römer – und auch eine Führung, die uns durchs Gelände geführt hat (aber auch nicht riesig informativ für uns).



Und es gibt die „Sonntags-Römer“, die am Wochenende das Kastell beleben. Da waren die beiden germanischen Söldner am Tor und dann die Truppe an den Backöfen, die Brote nach historischem Rezept buken (genauer gesagt Brot nach Analysen von verbrannten Broten in Pompeji). Das haben wir natürlich gekostet – und da haben wir auch die Sache mit den Hosen und Socken geklärt. Ja, in Germanien trugen auch die Römer Hosen, selbst wenn sie das bei ihrer Ankunft noch barbarisch und weibisch fanden. Das Klima war doch zu unwirklich und unfreundlich, für so zivilisierte Ansichten. ;)



Wir haben in der Taverne den Teller historischer Spezialitäten gegessen, das war auch sehr passend und sehr lecker. :)

Wir sind noch ein bisschen über das Gelände gelaufen, in malerischer Nebel- und Herbststimmung. Sehr schön. :)




Stimmung:
historisch
rabensturm: (wirbel)
Ich hatte gesehen, dass es in den Neuen Meistern eine Ausstellung gab, die nett klang: „Himmelblau. Über den Himmel in der Kunst des 19. Jahrhunderts.“ Also bin ich mal wieder hingegangen, das Museum mag ich wirklich gerne, und es ist auch nicht schlimm, dass ich vieles schon kenne. Schöne Kunst kann man sich auch immer wieder anschauen. :)

Himmel in der Kunst des 19. Jahrhunderts hieß vor allem Landschaftsgemälde – ich geb aber zu, es machte keinen Unterschied, diese ausgewählten Landschaftsgemälde anzusehen oder die anderen der romantischen Landschaftsmaler in den anschließenden Räumen. Insofern hat mich die Ausstellung eher unterwältigt, wenn es auch nett ist, dass mal ein paar andere Bilder aus dem Depot ans Licht dürfen.



Es war nur ein Raum, glaub ich, der dann in die Romantik überging. Es Amüsiert mich ja immer ein bisschen, dass da ein ganzer Schwung von Caspar David Friedrich ganz unspektakulär herumhängt, während seine Bilder in anderen Museen heißumkämpfte Schaustücke sind. Gerade jetzt, wo er dieses Jahr 250. Geburtstag hat. Das hier ist mein Lieblings-Friedrich in den Neuen Meistern:



Von der Romantik ging es Richtung Symbolismus und Impressionismus, ich hab mich gefreut, dass es seit der Zwintscher-Ausstellung ein Teil seiner Werke in die dauerhafte Ausstellung geschafft hat. Die sind immer wieder toll, von denen könnten noch viel mehr gezeigt werden.

Ich bin durch die Neuen Meister geschlendert und dann – natürlich – durch den Klingnersaal. Hab hier und da etwas fotografiert, hab mich gefreut, neue Dinge zu entdecken und alte Bekannte wieder zu sehen.



Auch das Schaudepot mag ich immer sehr, wo (scheinbar) ungeordnet Skulpturen verschiedener Zeiten, verschiedener Stile wild durcheinander stehen. Da kann man immer viele Sachen entdecken und ich finde immer, es hat auch etwas sehr verbindendes, wenn so unterschiedliche Sachen so gut zusammengehen.



Ganz am Ende noch ein Blick auf eine David-Kopie, von der wir ja erst im Sommer in Florenz diverse Versionen gesehen haben.



Hier war spaßig, dass es daneben an einem Bildschirm ein Filmchen vom Aufbau gab: es ist ein Gipsabdruck, der aus einzelnen Teilen zusammengepuzzelt wurde. Vermutlich wiegt auch aus Gips so eine Hand eine Menge, so dass das durchaus ein anstrengendes Unterfangen gewesen sein mag. ;)

Stimmung:
Dokumentation
rabensturm: (feder)
Auf zu großer Kunst: Wir hatten Tickets für die Uffizien vorgebucht, das berühmteste Kunstmuseum von Florenz, neben den Vatikanischen Museen vielleicht sogar das berühmteste Kunstmuseum von Italien. Wir hatten Karten vorgebucht, um genau zu sein, Kombi-Tickets, die für die Uffizien, den Palazzo Pitti mitsamt Garten und das Archäologische Museum galt (34 Euro pro Nase + 4 Euro Vorbuchungsgebühr). Hat problemlos funktioniert, wir konnten das Ticket an den Uffizien abholen und sind sogar ein bisschen vor Beginn des Zeitfensters reingekommen.

Die Uffizien sind ein berühmtes Museum – das heißt, sie sind gut besucht und selbst außerhalb der Saison und mit Zeitfenster war es da drin ziemlich voll. Vor besonderen Kunstwerken knubbelten sich die Leute, es gab immer mal Gruppen, die in den Räumen herumströmten. Aber gut, natürlich hat man solche Kunst nicht für sich alleine, weil alle all das sehen wollten. ;)



Ursprünglich war der Gebäudekomplex im 16. Jahrhundert wohl für die Unterbringung von Ministerien und Ämtern vorgesehen, doch bereits seit 1580 wurde hier eine Kunstsammlung untergebracht. Einer der Architekten der Anlage war Giorgio Vasari, der uns noch an anderen Stellen der Stadt begegnet ist. Es ist ein riesiges Gebäude, prachtvoll ausgestattet und – für mich – reichliche verwirrend in der Raum- und Wegeführung.



Das Gebäude bildet einen beeindruckenden Rahmen für die großartige Kunstsammlung. Es geht los bei Skulpturen aus der griechisch-römischen Antike, weiter über kirchliche Kunst bis hin zu den Größen der italienischen Renaissance. Da Vinci, Michelangelo, Raffael, Boticcelli, Caravaggio und viele mehr. Große Kunst, die man kennt, und hier im Original bewundern kann.





Mir hat gut gefallen, dass sich zwischen den Gemälden auch immer Statuen und Skulpturen fanden und auch das Gebäude und dessen Aussichten zur Geltung kam. Ansonsten ist es natürlich allein aufgrund der ganzen Fülle schwierig, jedem Kunstwerk die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Wir hatten keinen Audioguide mitgenommen, wir haben hier und da die Beschilderung gelesen und uns mit den Werken beschäftigt, die uns angesprochen haben. Nicht jedes Bild, jede Kunst und jedes Schild. Dabei haben wir uns auch nicht zwingend am längsten vor den berühmtesten Gemälden aufgehalten – da war auch immer das Gedränge groß und es schien besonders wichtig, sich mit dem Werk im Selfie zu verwirklichen…

Diese ganze große Kunst befand sich in der 3. Etage, bei der der Rundgang begann. Wir brauchten dann erst mal eine Pause und eine Stärkung, dazu gab es ein Panini im Café – wetterbedingt leider nicht auf der Terrasse:



Dann haben wir uns in der 2. Etage umgesehen, wo sich eine riesige Sammlung an Selbstportraits befand. Fand ich super, man reiste mit den Selbstportraits durch die Zeit bis hin zur abstrakte Moderne und konnte suchen und raten, ob da bekannte Gesichter drunter sind. Ich hab mich auch immer gefreut, Bilder von Künstlerinnen zu sehen – es gab sie nämlich, auch schon in der Renaissance.

Wir sind reichlich 3 Stunden drin geblieben, waren dann erst mal übermenscht und von Eindrücken übersättigt, so dass wir uns nach einer Runde durch den Shop wieder auf den Heimweg gemacht haben. Wir haben uns in der Markthalle jeweils ein Stück Kuchen zur Stärkung gekauft und erst mal ein Päuschen gemacht.

Und dann… noch ein Museum wollten wir nicht, aber was anderes anschauen, war schon noch drin, also sind wir zum Palazzo Pitti gelaufen und dort in den Garten gegangen. Der Boboli-Garten ist einer der bekanntesten italienischen Gärten des 16. Jahrhunderts und beherbergt zahllose Statuen, Grotten und Tempel.



Was die Beschreibungen selten verraten ist, dass der Garten sehr hügelig ist, es geht ständig aufwärts und abwärts, über Serpentinen und Treppen, das war anstrengender als erwartet. Und ja, auch das Wetter war wenig einladend, so dass wir uns nicht ewig aufgehalten haben. Aber nett war es doch nach dem Museum am Vormittag und Bewegung an frischer Luft.



Vom Palazzo Pitti (und dessen Ausmaßen) haben wir dabei auch schon mal einen Eindruck bekommen.



Der war, wie gesagt, mit in unserem Kombi-Ticket drin – wir sind am Ende doch nicht reingegangen, weil aufgrund von Bauarbeiten die Teile geschlossen waren, die uns interessiert hätten. Aber wir hatten ja keinen Mangel an Kultur und Museen. ;)

Stimmung:
rabensturm: (Wächter)
Ich hab heute mit dem Deutschlandticket einen Ausflug nach Leipzig gemacht ins Grassi Museum für Völkerkunde.



Das gehört (jetzt) zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und enthält auch einen Teil von dem, was früher im Japanischen Palais war (glaub ich). Das Japanische Palais mochte ich immer und Völkerkundemuseen finde ich auch immer spannend. Ich finde sie auch wichtig, als Anschauungsplatz für die Vielfalt der Welt, auch wenn mir natürlich bewusst ist, wie schwierig solche Sammlungen heute sind. Viele, sehr viele Objekte sind auf zweifelhaften Wegen in die Sammlungen gekommen, als Folge des Kolonialismus und oft auch zur Veranschaulichung rassischer und zivilisatorischer Überlegenheit Europas. Das muss heutzutage thematisiert werden in solchen Museen, genau wie die schwierigen Fragen der Rückforderungen. Auch im Grassi Museum nehmen diese Fragen großen Raum ein, die Ausstellung erscheint im Umbau, in verschiedenen Räumen wird der Dialog gesucht, zu den Besuchern, zur Kunst, zu den Völkern, deren Objekte ausgestellt sind. Ein Teil vom Museum besteht noch in der „alten“ Zusammenstellung, bietet einen „altmodischen“ völkerkundlichen Rundgang durch Südostasien.



Das mochte ich, da kam mir auch einiges bekannt vor, weil ich ja vor 100 Jahren mal auf Java und Bali gewesen bin. Ich finde das mythologisch interessant, kulturell und künstlerisch und mochte auch die gezeigte Bandbreite von Haushaltsgegenständen, Statuen, Stoffen, Waffen und vielem mehr. Ja, es fehlt der Kontext der Sammlungsgeschichte (und englische Texte), also gut, wenn da eine Umgestaltung passiert.

In der nächsten Etage ist die Umgestaltung schon im Gange… ich war so ziemlich alleine unterwegs, da kam mir der einzige andere Besucher erbost entgegen und verkündete, dass da alles so weitergeht, alles politisch korrekt und die Weißen als Böse und keine Ausstellungsstücke erklärt (und er von Ausstellungsaufstellern nicht geduzt werden möchte). Okay... ich hab nur gesagt, dass ich es mir angucke.



Ich habe inzwischen eine deutliche Meinung zur Rückgabe von Raubkunst (alles zurückgeben) und finde es wie gesagt sehr wichtig, dass die Sammlungsgeschichte dokumentiert und thematisiert werden muss – aber ich muss dem erbosten Herrn zustimmen, dass die Ausstellungsstücke doch arg untergingen in der künstlerischen Auseinandersetzung. Und es war tatsächlich wenig Erklärung zu den einzelnen Ausstellungsstücken – es gab Bildschirme, wo man nach den Nummern der Stücke suchen konnte (wenn man sich die vier- oder fünfstelligen Nummern quer durch den Raum gemerkt hat), da kam man auf die Online Collection zu einem Bild des Stückes. Die Ansage „weitere Informationen finden sie unter dem Bild“ war aber in den meisten Fällen nutzlos, weil es da eben keine weiteren Informationen gab. Hm.

Ich geh einfach mal davon aus, dass das an der Umstrukturierung und dem Umbau liegt. Kein Grund, erbost zu sein, auch wenn ich es insgesamt doch ein bisschen… unterwältigend fand, was es zu sehen gab. Vielleicht nach dem Umbau noch mal gucken. :)

Die Online Collection ist übrigens ganz großartig, da kann man viel Zeit mit Rumblättern verbringen. Und auch die Idee der Telepräsenzroboter finde ich super – mobile Roboter, die von Besuchern von zu Hause aus gesteuert werden können für einen digitalen Besuch. Stell ich mir lustig vor, wenn die durch die Ausstellungen rollern. :)

Immerhin war es ein Ausflug und mit dem Deutschlandticket kostet der Weg ja nix extra. ;)

Stimmung:
hm
rabensturm: (wirbel)
Im Moment gibt es eine schicke Ausstellung in den Alten Meistern. Es geht um Rosalba Carriera, die im 17. Jahrhundert eine bedeutende Pastellmalerin war. Ihre Fähigkeiten gaben ihr eine herausragende Position als Porträtmalerin, herausragend auch im Vergleich zu männlichen Kollegen.

Rosalba lebte in Venedig, das ohnehin als Zentrum von Kunst und Schönheit galt. Eine Menge junger Adligen machten auf ihrer Grande Tour dort Halt, eine Menge davon ließ sich auch von Rosalba portraitieren.



Durch die Pastelltechnik wirken die Porträts weich und pudrig und trotzdem individuell, so dass man annehmen mag, dass die Porträts sehr lebensecht sind.

Sie hat erst mit Miniaturmalerei angefangen, Aquarell und Gouache auf Elfenbein, wobei sie das Elfenbein wohl erst populär machte, das war zu der Zeit noch gar nicht so verbreitet. Die Pastellmalerei war dann aber ihr eigentliches Feld, sie malte neben den Porträts auch mythologische und religiöse Darstellungen oder Allegorien. Sie war ein gern gesehener Gast an den europäischen Höfen – auch wenn sie sich selbst beklagte, dass ihr das Reisen als Frau schwerer gemacht wurde als den männlichen Kollegen.

In Dresden gab es eine große Sammlung von ihren Pastellen, so dass der König ein eigenes Kabinett dafür einrichtete. Durch den Lauf der Zeit, Krieg und Verkäufe befinden sich heute „nur“ noch 73 Werke der Künstlerin in den Alten Meistern in Dresden, jetzt in der Ausstellung finden sich fast alle davon.

Pastell ist ein empfindliches Material, die meisten Bilder befinden sich auf Papier, die mit der Zeit schon auch mal so aussehen und Restauration bedürfen:



Doch, das war eine interessante Ausstellung. Die Pastelle sind wirklich zauberhaft; zudem wurde das Leben der Künstlerin auch in den Kontext der Zeit gesetzt. Für mich war der Bezug zu Venedig nett, das passte sehr gut zu unseren Besichtigungen im März.



Hier ein Selbstporträt der Künstlerin aus späteren Jahren, selbstbewusst zeigt sie sich mit königlichen Insignien (Hermelin!) als Allegorie des Winters, ohne sich um Eitelkeit und Schönheitsideale zu kümmern. Sagen die Kunstgeschichtler, kann ich aber durchaus nachvollziehen. ;)

Es gab noch eine zweite Sonderausstellung, eine kleine nur im Semper Kabinett. „Aus dem Schatten“ – Künstlerinnen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert.



Ich hätte gerne mehr von Künstlerinnen gesehen und mehr von ihnen und ihrem Leben erfahren. So blieb es bei einem kurzen Blick auf die Vielfalt und die Kunstfertigkeit oft vergessener Frauen. Eine Liste gab es auch im Begleitmaterial nicht, ich hoffe mal, ich hab alle zusammen, wenn ich sie jetzt selber aufliste:

- Diana Scultori
- Barbara Longhi
- Rachel Ruysch
- Maria van Ooserwijck
- Marietta Robusti (La Tintoretta – Tochter von Tintoretto)
- Angelika Kaufmann
- Theresa Concordia von Maron
- Lavinia Fontana
- Elisabetta Sirani

Angelika Kaufmann war die Einzige, die ich auch in der normalen Sammlung der Alten Meister gefunden habe… aber zugegeben bin ich da nur durchgeschlendert, weil ich halt da war. Und hab auch ganz berühmte Bilder nur geguckt, weil ich halt da war und sie da hängen. ;)



Schon jedes Mal erstaunlich, welch große Kunst da in geballter Menge vorhanden ist.

Außerdem bin ich auch durchs oberste Stockwerk der Alten Meister geschlendert, da war ich noch nicht so oft. – Da hängen die ganzen Canalettos, die sind in ihrer Größe und Detailtreue auch sehr beeindruckend, zumal in dieser Anzahl.

Doch lohnender Museumsbesuch. :) Im Sommer eh empfehlenswert, weil die Räume klimatisiert sind. Es waren auch eine ganze Menge Leute im Museum, so was ist ja immer erfreulich, auch wenn die meisten wohl Touristen waren. Große Kunst gucken. :)

Stimmung:
gebüldet
rabensturm: (drei)
Beim Blick auf die Liste der Dresdner Museen ist mir neulich mal das Palitzschmuseum in Prohlis aufgefallen. Das klang angemessen obskur, um das mal ansehen zu wollen und – wie erwartet – war ich am Walpurgissonntag da ganz allein.



Das Museum widmet sich Siedlungsgeschichte und Stadtgeschichte des Stadtteiles Prohlis und dem Wirken des Namensgebers des Museums: Johann Georg Palitzsch, der im 18. Jahrhundert als „Bauernwissenschaftler“ und Autodidakt als erster das vorhergesagte Erscheinen des Halleyschen Kometen beobachtete. Um ihn mit den Stimmen der Zeit zu beschreiben: „Johann Georg Palitzsch, Bauer in Prohlis bei Dresden, der fleisigste Bearbeiter der vaterlichen Felder, ein vortreflicher Sternkundiger, Naturforscher, Pflanzenkenner, fast in keiner Wissenschaft fremd, ein Mann der sein eigener Lehrer war, fromm, aufrichtig, ein Weiser in seinem ganzen Leben, gebohren den 11. Junius 1723“.

Das Museum war übersichtlich, aber nett gemacht. Es gab ganz alte Siedlungsfunden, Faustkeile und einen Mammutzahn. Es gab alte Stadtgeschichte, bäuerliche Struktur, Blick auf das (abgebrannte und in den 1980igern abgerissene) Schloss Prohlis und die Umgestaltung zum Plattenbaugebiet.



Und ein bisschen was zum Herrn Palitzsch, seinen Studien und ein bisschen was allgemein zur Astronomie. Nichts, was man beim ersten Besuch in Dresden unbedingt gesehen haben muss, aber nett.

Außerdem hab ich mich angeregt mit dem Museumsmenschen unterhalten, über Stadtgeschichte und die verschiedenen Stadtteile und auch über meine Queste, die Dresdner Friedhöfe zu besichtigen. *g*

Um gleich dabei zu bleiben, hab ich heute am Feiertag den nächsten Friedhof besichtigt – passenderweise den mit der Grabstätte von Johann Georg Palitzsch.

Friedhof Leubnitz-Neuostra

Laut Wikipedia gehört der Friedhof um die Kirche Leubnitz-Neuostra zu den ältesten der Stadt Dresden und wurde vermutlich bereits 1288 angelegt (Leubnitz-Neuostra wurde allerdings erst 1921 nach Dresden eingemeindet).

Die Kirche ist sehr hübsch, sie steht auf einem Hang oberhalb der Straße und auch der Friedhof ist überraschend… hangig.



Es gibt viele sehr schöne Bäume, einige alte und schön gestaltete Gräber und eben die Hanglage. Das hat mir gut gefallen, ich hab auch das Grab von Herrn Palitzsch gefunden:



Die Kirche sah leider zu aus, aber die war auch von außen schön. Insgesamt fand ich die Ecke von Dresden sehr malerisch, sehr dörflich – man kennt ja auch nach vielen Jahren noch nicht alle Ecken und Stadtteile. Vielleicht kann man da mit einer schlauen Bus- und Straßenbahnplanung hübsch wandern…

Stimmung:
kleine Ausflüge
rabensturm: (drei)
Wir wollten ja schon lange mal ins Landesmuseum für Vorgeschichte nach Halle. Zum einen, weil da die berühmte Himmelsscheibe von Nebra liegt (wenn sie nicht gerade ins British Museum reist), zum anderen, weil da insgesamt viel Sehenswertes zu finden ist. Mitteldeutschland ist seit uralten Zeiten Siedlungsraum, es gibt hier zahlreiche spannende Fundstücke.

Wir hatten uns vorher informiert, nicht zuletzt, um zu wissen, ob die Himmelsscheibe wieder da ist. Dabei haben wir gesehen, dass es sonntags „Führungen für Ausgeschlafene“ gibt, das kostet nicht mal was, nur den Eintrittspreis. Und das war eine super Idee – das war die beste Führung ever, so lebendig und informativ, dass es einen neuen Maßstab setzt.

Wir haben es mit P&R und Straßenbahn rechtzeitig zum Museum geschafft:



Für die Führung waren wir durchaus ein größeres Grüppchen. Matthias, der Guide, fragte zuerst, ob wir einen Überblick über mehrere Dinge wollen oder lieber informativ was zu Einzelstücken. Die Gruppe wählte ersteres – aber das waren schon ganz schön detaillierte Einblicke zu verschiedenen Stücken. Zum Glück! So viel davon wäre uns nur mit der Beschilderung entgangen. Wir waren reichlich zwei Stunden unterwegs – haben dann im Museumscafé traurige Würstchen gegessen und sind dann alleine noch mal durch das Museum.

Mit der Führung ging es durch die prähistorische Abteilung, ich versuche mal ein bisschen was zusammenzufassen, an das ich mich erinnere:

Fundplatz Bilzingsleben

Eine 400.000 Jahre alte Wohnstätte einer Gruppe von Homo erectus, die in Thüringen gefunden wurde. Man erinnere sich, Homo erectus ist der Vorfahr von Neandertalern und modernen Menschen und vermutlich Zitat: „die erste hominine Art, die das Feuer benutzte; die erste, die das Jagen als ein wesentliches Element zur Sicherung ihrer Nahrungsversorgung einsetzte; die erste, die wie ein moderner Mensch laufen konnte.“

Die Funde zeigen diese Leute als soziale Gruppe, die sich mit ihrer Umwelt und dem Tod beschäftigen – dafür spricht ein Stein, der als Altar oder Amboss gedient haben mag, Büffelschädel und Trümmer menschlicher Schädel. Vielleicht war das ein Ritualplatz, eine Begräbnisstätte.

Sehr spannend und machte durchaus auch Lust, sich die Fundstätte mal anzuschauen. Für die Woche war es uns aber zu weit für einen Tagesausflug. Nach Thüringen kommen wir ja bestimmt mal wieder – und hier steht ja jetzt der Name als Erinnerung. ;)

Elefanten:

Es gibt Mamutse und ein riesiges Elefantenmodell, anhand dessen uns die Funde eines Waldelefanten erklärt wurde.



Das Ganze wurde in Zusammenhang gesetzt mit der Bevölkerung dieser Zeit, den Neandertalern, die durchaus auch die Elefanten gejagt haben mögen. Sehr gut fand ich an dieser Stelle, dass an den vorhandenen Neandertalermodellen der Stand der neuesten Forschung erklärt wurde. Zum Beispiel, dass Neandertaler (und auch Homo Sapiens) sehr viel dunkelhäutiger waren, als meistens dargestellt, und auch, dass die unterwürfige Position der Frauen wohl nicht der Wirklichkeit entsprach. Die Frauen haben sich ebenso an der Jagd beteiligt und waren körperlichähnlich entwickelt wie die Männer.

Ähnliche Erläuterungen gab es zum Homo sapiens. Auch da sind die Vorstellungen häufig noch von alten Klischees geprägt. – Um die infrage zu stellen, hatten sie ein Bild von einer prähistorischen Jägerin, die sehr… äh modelmäßig dargestellt war. Zeigt vermutlich mehr von heutigen Schönheitsidealen als allem anderen, mit Silikonbrust und gestylter Frisur… huiuiui…

Wichtiger Fund an der Stelle:

Die Schamanin von Bad Dürrenberg:

Dazu passieren gerade ganz spannende Dinge in der Forschung. Man nahm aufgrund der Grabbeigaben schon länger an, dass es sich um eine Schamanin gehandelt hat. Sie wurde sitzend (aufrecht hockend) bestattet und hielt einen Säugling im Schoß. Die Grabgrube war fast 30 cm mit Rötel gefüllt – unser Guide erklärte uns, wie außergewöhnlich das ist und welchen Aufwand es bedeutet, eine Menge Erde so rot zu färben. Erstaunlich ist eine anatomische Anomalie der Frau, die sie vermutlich befähigte, mit einem Kopfnicken ohnmächtig zu werden. – Ein Weg zu den Geistern!

Insgesamt war ihr Gesundheitszustand nicht besonders gut. Ihr ganzes Skelett war schief, vermutlich konnte sie schlecht laufen. Sie war vermutlich sehr beleibt und ihre oberen Schneidezähne waren abgeschliffen, was durch Entzündungen vermutlich zu ihrem Tod geführt hat (aua schon die Vorstellung dieser Zahnschmerzen). Unser Guide erklärte uns, dass es heute noch schamanistische Praktiken gibt, bei denen der/die Schaman*in sich Schmerzen zufügt, um für den Kampf in der Geisterwelt gerüstet zu sein. Oder um Zugang zur Geisterwelt zu haben. Das mag auch hier der Fall gewesen sein. Außerdem zeigen Genuntersuchungen, dass die Schamanin vermutlich Afrikanerin war – auch das außerordentlich bemerkenswert.

Geschichtlich wanderten wir weiter von Jägern und Sammlern zu den ersten Ackerbauern. Dem Wandel der Gesellschaft, der damit verbunden war. Man mag den Eindruck gewinnen, dass – zumindest für die Frauen in der Gesellschaft – die Sesshaftigkeit nicht unbedingt Verbesserungen brachten. Zum einen erhöhte sich ihre Sterblichkeit (weil sie deutlich mehr Kinder bekamen als die Jägerinnen/Sammlerinnen), zum anderen entwickelten sich Hierarchien und soziale Strukturen, Besitz und auch erste gewalttätige Auseinandersetzungen. Die Familiengräber von Eulau mögen – vielleicht – ein Beispiel sein für Frauenraub und Gewalt an Frauen. Ich lerne den unschönen Begriff „Übertötung“.

Kommen wir zum Schmuckstück:

Die Himmelsscheibe von Nebra:

Die Scheibe war in einem dunklen Raum ausgestellt unter einem sich drehenden Sternenhimmel – das war schon sehr eindrucksvoll:



Das Bild ist ja bekannt, vermutlich auch die abenteuerliche Fund- und Verkaufsgeschichte. Dazu bekamen wir noch ein paar Details, die unter anderem auch die kratzige Seite eines Spülschwamms beinhaltete. *irx*

Was die Funktion angeht – da ist es wohl vor allem ein Machtinstrument gewesen. Voraussagen zu machen, Wissen zu haben. – Ich mochte die entschiedene Aussage, dass die Bauern sowas nicht brauchen, um den Zeitpunkt zur Ernte zu bestimmen. Bauern gehen nicht nach Sternenaufgang, denen reicht grob die Jahreszeit, die sie selbst erkennen und natürlich Wetter und Wachstumsverhältnisse.

Wir lernen, es war die Aunjentitzer Kultur, zu der die Himmelsscheibe gehörte (ob sie hier hergestellt wurde, ist nicht klar). Die Aunjentitzer sind aus einer Verschmelzung der Glockenbecher- und der Schnurkeramikkulturen hervorgegangen – von denen hat man immerhin schon mal was gehört.

Doch, sehr beeindruckend, um so mehr unter dem Sternenhimmel. Eine Weile merken wir uns vielleicht auch noch, wie man die Plejaden am Sternenhimmel findet (wobei meine Augen für die eh nicht gut genug sind).

Es war schön, die Scheibe im Original gesehen zu haben. – Ich persönlich überlege noch ein bisschen an der Frage, ob ein Original für mich als Museumsbesucher einen besonderen Wert hat. Kopien sind heutzutage so gut und bei all der kolonialen Raubkunst bin ich immer vehement dafür, die Originale zurückzugeben und hier Repliken auszustellen. Man darf die Originale ja eh nicht anfassen, halten, ablecken, warum sollte es also nicht eine gute Replik tun…? Und doch war es schön, das Original zu sehen – weil man eben weiß, dass es das Original ist und tausende Jahre alt und Teil einer fernen Kultur und Objekt vergessener Rituale… Alles nicht so einfach.

Unsere Führung endete an der Himmelsscheibe. Wir haben uns gestärkt und dann noch einmal auf eine eigene Runde gemacht. Noch mal oben durch den Bereich Vorgeschichte, noch mal Fotos machen, wozu vorher nicht immer Gelegenheit war.



In der anderen Etage geht es in geschichtliche Zeiten, es gibt etwas über die Thüringer zu sehen, die Germanen, die Römer, frühes Mittelalter. Das war auch interessant, wir waren aber nicht mehr ganz so aufnahmefähig. Und irgendwie passten die Römer und das Mittelalter auch nicht ganz zur Vorgeschichte, der sich das Museum ja verschrieben hat. Vermutlich wär es zu schade, die Sachen nicht auszustellen – und vielleicht interessieren sich da Leute auch mehr für als nur Steine und Steinwerkzeuge. ;)

Das war ein sehr lohnender und empfehlenswerter Museumsbesuch – danach waren wir dann platt und sind nur noch ins Quartier geschlumpft. ;)

Stimmung:
gebüldet
rabensturm: (wirbel)
500 Jahre mechanische Figurenautomaten

Im Lipsiusbau (das ist der mit der Kuppel wie eine Zitronenpresse) läuft gerade obige Ausstellung, für die an vielen Stellen in der Stadt geworben wird. Es geht um Automaten, die schon im Barock die Kunstkammer bevölkerten, zur Erheiterung und Unterhaltung der Gäste und eben mechanischen Figuren, Automaten und Kunstwerken bis heute.

Um beim Thema Schlüssel zu bleiben, haben sie das interaktiv gestaltet – man bekommt am Anfang einen Schlüssel, mit denen man die Begleittexte und -filmchen starten kann, anstatt schnöde auf einen Knopf zu drücken.



Das mit dem Schlüssel finde ich Spielkind eine super Idee – ich hoffe nur, die Technik hält bis September durch.

Ich weiß, dass es im Grünen Gewölbe einige Kunstwerke gibt, die sich einst bewegen konnten. Die über die herrschaftliche Tafel rollten, liefen oder andere Kunststücke konnten. Sieht man aber natürlich nie, weil die Bewegung die kostbaren Stücke viel zu sehr beanspruchen könnte. Aber offenbar können sie das noch, es gab nämlich Filmchen, die das gezeigt haben.



Der Zentaur konnte sich beispielsweise bewegen und sogar einen Pfeil abschießen, die großen goldenen Tischaufsätze waren Uhren bzw. Spieldosen, mit beweglichen Figuren und Musik. Und die Spinne ist ein winziger Automat, der über den Tisch laufen konnte. Diese winzige Spinne!

Weiter ging es mit der Nachbildung menschlicher Körper, zum einen als Prothese (die Hand von Götz von Berlichingen) und der Stimme. Dann kurbelbetriebene Dioramen, wie man es vom mechanischen Weihnachtsberg kennt, bis hin zu frühen Spielautomaten.



Da waren durchaus skurrile Dinge dabei – auch hier ging es vor allem um Unterhaltung und Erstaunen, aber eher für die breite Masse auf Märkten und Bahnhöfen.

Letzter Teil ging dann um Automaten bzw. bewegte Dinge in der Kunst. Ich hab leider das Bild nicht fotografiert, das sich veränderte, wenn man länger draufschaute. Es fühlte sich an wie eine optische Täuschung, aber es veränderte sich tatsächlich.



Jedenfalls war das auch spannend – auch wenn solche mechanischen Dinge gerne mal creepy sind, das gilt für die historischen Figuren mit den beweglichen Augen aber auch schon.

Also, lohnende Ausstellung – und im Gebäude war es auch sehr angenehm temperiert. Erwähnen möchte ich auch das hilfsbereite Personal, das uns bereitwillig die Kunst erklärte (Ja, das bewegt sich tatsächlich) und anderen Leuten sogar fremdsprachig (russisch?) weiterhalfen.

Stimmung:
mehr Kultur
rabensturm: (wirbel)
Weltflucht und Moderne - Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900

Im Albertinum gibt es eine neue hübsche Ausstellung, es geht – wie der Titel schon verrät – um den Künstler Oskar Zwintscher und seine Kunst um 1900.



Zwintscher war Sachse, er hat in Dresden, Meißen, Wien, München und Worpswede gewirkt. Nach seinem Tod geriet er ein wenig in Vergessenheit, obwohl er damals auf Augenhöhe mit den Größen der Zeit war: Klimt, Modersohn-Becker, Hodler, Böcklin… Eine Zeit von Jugendstil und Symbolismus, düsterer Mystik, einem neuen Blick auf Natur und ungeschönte Menschendarstellungen. Die Ausstellung im Albertinum zeigt da nicht nur Zwintscher allein, sondern auch die anderen großen Künstler seiner Zeit. Das gibt mehr Kontext – und lässt mal wieder stauen über die Bestände. Da steht halt ein Rodin im Raum, da hängen die Bilder von Paula Modersohn-Becker nebeneinander und vieles mehr. Weiß ich ja eigentlich, dass wir da viele Schätze haben, es fällt mir nur immer auf, wenn ein anderes Museum einen – einen einzelnen – Caspar David Friedrich präsentiert. Erkenntnis für mich diesmal: erstaunlich viel von Franz von Stuck hab ich entdeckt.

Zurück zu Zwintscher:

Ich mochte seine farbenfrohen Stadt- und Landschaftsbilder und auch die Portraits.



Alles wirkt sehr modern. Modern in Farbe und Motiv und auch Format. Oft hat er seine Gattin gemalt, mal mehr, mal weniger symbolistisch.



Und dazwischen immer wieder Kunst anderer großer Künstler dieser Zeit, die in Beziehung zu Zwintscher standen. Er war mit Rilke und Modersohn-Becker befreundet und mit dem Dresdner Maler und Bildhauer Sascha Schneider von dem würde ich auch gerne mehr sehen, auch wenn er eine offensichtliche Vorliebe für nackte Jünglinge zeigte.



Besonders gut gefallen haben mir auch die Informationen zur Arbeitsweise von Zwintscher. Es gab großformatige Röntgenaufnahmen einiger Bilder, die zeigten, wie sehr er im Arbeitsprozess von der ursprünglichen Skizze abwich, wie er das Motiv entwickelte und umsetzte. Spannend. :)



Doch, lohnt sich.

Vor der Ausstellung ging es durch den Klingnersaal, den ich immer gerne mag und wo ich immer neues entdecken kann. Danach bin ich noch durch die Neuen Meister spaziert und hab die Bilder angeguckt, die ich immer angucke, Slevogt vor allem.

Die Zwintscher-Ausstellung war ziemlich gut besucht für einen Maisonntagmittag (es kam letzte Woche aber auch ein Bericht darüber beim MDR). In den Neuen Meistern oben war weniger los, aber allein war ich da auch nicht. Am Ende stöberte ich wie immer in den Postkarten des Kunstwerkes „Women* to go“ der Künstlerin Mathilde ter Heijne – eine Aufsichtsdame kam extra aus dem letzten Raum, um mir zu sagen, dass ich da Postkarten mitnehmen kann. Wusste ich, war aber trotzdem nett, ich hatte mich nur noch nicht entscheiden können.


Stimmung:
kulturinteressiert
rabensturm: (wirbel)
Wir waren mal wieder in der Zeitenströmung für Kunst und Kultur. Diesmal gab es van Gogh, als „immersives Erlebnis“. Sprich, sie haben seine Bilder animiert, projiziert, lebendig gemacht. Bietet sich bei van Gogh besonders an, seine Bilder scheinen immer bewegt und dynamisch, wirbelnde Sterne und flimmerndes Licht. :)

Aber der Reihe nach. Es ging los mit eher klassischer Kunstpräsentation. Van Gogh Bilder an den Wänden (Reproduktionen natürlich), eingeordnet in sein Leben und die Kunstgeschichte. Ich bin keine Kunsthistorikerin, hab immerhin aber schon ein bisschen was von van Gogh gesehen und über ihn gelesen – ich muss zugeben, ich fand die Beschreibungen/Erklärungen eher schlecht. Die Episoden seiner Biographie waren bruchstückhaft, nicht immer passend zu den jeweiligen Bildern, das fand ich eher oberflächlich und schade. Was die Beschreibungen angeht, ist mir besonders die zum Werk Porträt des Dr. Gachet (Bildlink zu Wikipedia) seltsam aufgefallen. “Das Bild erzählt wie kein anderes eine Geschichte” – ach, tut es? “Es ist das traurigste Bild der Kunstgeschichte” – ach, schon mal eine Pieta gesehen oder irgendwelche trauernden Menschen in tausenden Jahren Kunst…?

Das war also ein bisschen merkwürdig mit den Beschreibungen. Nicht zu vergessen der Text, der auf die 6 teuersten (bekanntesten?) Bilder von van Gogh verwies, sich diese Bilder oder die Liste aber nirgendwo finden ließen…

Hübsch fand ich das nachgebaute Schlafzimmer von van Gogh aus Arles:



Das machte die Bilder schon mal greifbarer. Hübsch auch, dass man weiter hinten Malvorlagen einiger Gemälde bekam und die ausmalen konnte und dann scannen und an die Wand werfen. Das war schon nett für mich Spielkind und auch hübsch, das eigene Bild dann an der Wand zu finden. :)

Richtig toll war aber tatsächlich ihre „immersive Erfahrung“. In einem großen Raum wurden van Goghs Bilder an die Wand geworfen, mit Musik und Texten ergänzt, und ja, dann bewegte sich alles, floss ineinander, interagierte. Es rauschte (animiertes) Wasser von den Wänden, Regentropfen tropften, der Boden war bewegtes (animiertes) Wasser. Das war schon sehr eindrucksvoll. Einiges war auch schwindelerregend (seltsamerweise keine Epilepsiewarnung am Eingang), einiges hatte auch Längen, aber insgesamt war das schon sehr hübsch.

Noch interaktiver wurde es dann, als man eine VR-Brille aufsetzen konnte und durch van Goghs Landschaften und Bilder gefahren wurde. Auch das war schwindelerregend, aber auch sehr schön, den Bildern mal so nahe zu kommen und in sie hinein zu verschwinden. – Lustigster Moment für mich (und so vermutlich nicht beabsichtigt) die animierten Kühe, die Gelenke an anatomisch seltsamen Stellen hatten. Man animiert für teuer Geld Landschaften und Tiere und hat keine Kapazität, vorher mal eine echte Kuh anzuschauen…? ;)

Insgesamt schon spaßig und sehenswert, aber kein must see (auch ganz schön teuer). Aus Dresden ist die Ausstellung jetzt auch weitergezogen, Sonntag war der letzte Tag, ich meine, nächste Station ist… Rostock.

Stimmung:
kulturinteressiert
rabensturm: (wirbel)
Mehr als 20 Jahre wohne ich jetzt in Dresden, im Volkskunstmuseum war ich aber noch nie drin. Dabei ist das direkt neben Goldenem Reiter und ein durchaus markantes Gebäude im Stadtbild.



Im Moment gibt es Ausstellungen über drei Etagen, die allerdings nicht riesig umfangreich sind. Ich fand auch die Wegeführung und Beschilderung etwas mager. Es gab schon Schilder an den meisten Ausstellungsstücken, aber mir fehlte doch der Zusammenhang und das System. Falls es eins gab.

Unten ging es los mit Möbeln und Haushaltsgerätschaften, bunt bemalten Schränken und Truhen.



In der mittleren Etage gab es viel Spielzeug und viel Kunsthandwerk. Das war jetzt für mich nicht ganz so informativ – immerhin bin ich Erzgebirgskind und Schnitzkunst und dergleichen gewöhnt - aber es war doch nett anzusehen und zu entdecken:



Daneben gab es eine Reihe Trachten – das finde ich ja immer interessant – und dazu passend textile Volkskunst.



Ich mochte den riesigen Schrank mit den Schubfächern, in denen man Strickwaren, Klöppel- und Häkelspitzen, Blaudruck und viele mehr an textilen Künsten entdecken konnte.



Natürlich ziehe ich auch gerne Schubfächer auf in Museen. ;)

Außerdem befand sich auf der Etage die Ausstellung: “Geschöpfe schaffen & Welten bauen“, die mich eigentlich ins Museum gelockt hatte. Entsprechend der Ankündigung findet sich dort ein Einblick in die Puppentheatersammlung, in die Entstehung von Puppenwelten von Skizze über Entwurf zum fertigen Stück.



Sowas finde ich künstlerisch und handwerklich spannend – und natürlich interessieren mich auch die Ergebnisse. Was gezeigt wurde, hat mir gut gefallen, auch in der Vielfalt der Puppen, die weit weg waren vom Kasperle und Teufelchen… aber… es war nur ein recht übersichtlicher Raum.

Das war schon ein bisschen wenig für eine ganze Sonderausstellung. :(

Im obersten Stock schließlich befindet sich im Moment noch die Sonderausstellung Von Spinnen, Engeln und dem Licht der Welt“, die ein Anziehungspunkt für die Besucher zu sein schien.

Auch da bin ich eher Banause – ich kenne die Weihnachtsleuchter und Spinnen schon immer und gerade die historischen, kostbaren, handgeschnitzten, bemalten Spinnen, finde ich… eher hässlich.



Ich bin also nur durchgeschlendert und habe oberflächlich geguckt. Damit war es eine nette Ergänzung zu dem insgesamt netten Besuch – es hat mich aber alles nicht vom Hocker gerissen. Was nicht an der Ausstellung bzw. dem Museum liegen muss, sondern vielleicht nur daran, dass es eben so lokal ist, dass es für mich nichts Neues war. Immerhin gut, dass ich das Museum und den Jägerhof mal von innen gesehen habe. :)

Stimmung:
gebüldet
rabensturm: (wirbel)
Romantik in Russland und Deutschland im Albertinum

Hier in Sachsen war ja jetzt coronamäßig eine ganze Weile alles zu, was Kultur betrifft, erst letztes Wochenende haben die ersten Museen zaghaft angefangen, wieder zu öffnen. Ich hatte schon eine Weile Sehnsucht nach Kultur und habe mich von dem noch spärlichen Angebot für obige Ausstellung entschieden. Ich mag das Albertinum und die Neuen Meister, tatsächlich war das auch das erste Museum, dass ich 2020 nach dem Lockdown besucht habe, damals zur Ausstellung Mondsüchtig, in der es um Mondbilder/Nachtbilder der Romantik ging.

Diesmal war das romantische Thema weiter gefasst und wurde in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Tretjakow-Galerie Moskau erstellt. „Träume von Freiheit – Romantik in Russland und Deutschland“



Soweit ich es verstanden habe, wurde die Ausstellung auch erst in Moskau gezeigt, bevor sie nach Dresden kam. Ich zitiere aus dem Flyer: “Träume von Freiheit befasst sich mit der Krise des Subjekts zu Beginn des 19. Jahrhunderts und dem damit verbundenen Kampf um Freiheit. Freiheitliche Ideen der französischen Revolution verbreiteten sich über ganz Europa, gleichzeitig überzieht Napoleon den Kontinent mit Krieg. Die konservativen Regierungen in Russland und den deutschen Staaten zielen darauf, Bürgerrechte einzuschränken. Dieser Zeit des Umbruchs stellen die Künstler*innen der Romantik einen von Gefühlen dominierten künstlerischen Kosmos mit revolutionärem Potential entgegen.“

Das Ganze wurde in einer „labyrinthischen und nonlinearen Struktur“, gestaltet vom Stararchitekten Libeskind, gezeigt, aufgeteilt in verschiedene Themengebiete wie Heimat, Religion, Nachtlandschaften, Selbstporträts, Unmöglichkeit der Freiheit… und besondere Bereiche für die Künstler Carus, Friedrich, Wenzianow und Iwanow. Das war hübsch gemacht, man konnte da immer wieder neue Einblicke haben und gemütlich herummäandern. – Allerdings fand ich es teilweise arg eng. Auch ohne Corona, das einem Enge ungemütlich macht, gab es Stellen, da wär ich lieber weiter zurückgegangen, um einen besseren Blick auf ein Bild zu haben. Ging aber nicht, weil dann Wand war.

Die Bilder nun also. Ich geb ja zu, dass mich die von Caspar David Friedrich nicht mehr vom Hocker hauen, weil ich die Dresdner Bilder inzwischen schon ein paar Mal gesehen habe. Aber sie hatten auch Friedrichse aus anderen Museen, das war natürlich schon sehenswert und insgesamt sehr hochklassig.

Hier erst mal eine kleine Auswahl an Lieblingsbildern:





Ich habe gelernt, dass es einen durchaus regen Austausch der deutschen und russischen Künstler gab, bzw. diese auch im jeweils anderen Land wirkten. Außerdem war das auch die Zeit, in der Künstler gerne zum Studium nach Italien zogen – da müssen sich alle getroffen haben. Ich bin ein bisschen neidisch auf die Profession des Reisekünstlers, malender Reisebegleiter junger Adligen auf der Grand Tour….

Neben Bildern gab es noch eine Reihe anderer Ausstellungsstücke – der Taktstock von Carl Maria von Weber, die Stiefel Napoleons, der Reisepass von Ludwig Richter:



Den Reisepass fand ich besonders spaßig, weil da links die Beschreibung des Reisenden steht – irgendwie musste man die Leute halt identifizieren, bevor es Fotos gab. Die Liste der Merkmale lautet: Alter, Größe, Haare, Stirn, Augenbraun, Augen, Nase, Mund, Bart, Kinn, Gesicht, Gesichtsfarbe (hier: gesund), besondere Zeichen.

Was ich auch immer spaßig und interessant finde, wenn man die Erschaffung der Bilder nachvollziehen kann. Hier gab es immer mal Entwurfszeichnungen und Studien zu sehen und auch ein halbfertiges Bild.



Sowas sehe ich gerne. :)

Ansonsten möchte ich mitteilen, dass es immerhin zwei Bilder einer Künstlerin gab, der russischen Malerin Sofja Wassiljewna Suchowo-Kobylina. Immerhin.

Der Ausgang ging durch den Mosaiksaal - da hab ich auch das Foto von der Eule gemacht, was so hübsch passt, wie sie fliegt mit den Träumen von Freiheit im Hintergrund. :) Im Mosaiksaal habe ich auch eine Aufsicht gefragt, ob da jemand was vergessen hat oder ob das Kunst ist, ömmm.

In den Klingnersaal konnte ich leider nur einen Blick von außen werfen, aber es war auch so schon eine ganze Menge Kultur.

Coronamaßnahmen fand ich halbwegs vertrauenserweckend. 2G mit Timeslot, beides wurde gut kontrolliert, toll die Leute, die bei der Kontrolle erst mal die Maske absetzen, um das Handy mit Gesichtserkennung zu entsperren und dann gleich noch mal, weil das nicht will und Moment, ich hab‘s gleich, nein, ich fang noch mal an…

Es war viel los – das spricht für die Kunstbegeisterten und die Ausstellung – wurde an manchen Stellen aber doch ganz schön eng. Mit so vielen Leuten war ich ewig nicht in einem Raum, auch wenn es natürlich sehr große Räume sind. Hoffen wir mal, dass das nicht zu riskant war. Nach all der Zeit der Nichtunternehmungen fühlte es sich jedenfalls schon wie ein Abenteuer an, überhaupt was vorzuhaben. :)

Stimmung:
Kultur!
rabensturm: (wirbel)
Gestern gabs Kultur – wir waren in der Zeitenströmung, wo gerade eine Banksy-Ausstellung gezeigt wird.



Banksy ist ein anonymer Künstler (oder mehrere Künstler*innen), der in den 90igern im englischen Bristol begonnen hat, Wände zu besprühen. Später ging er zur Arbeit mit Schablonen über, mit denen er dann immer bekannter wurde. Heute werden seine Werke für Millionen gehandelt – seine Identität konnte er bisher aber verborgen halten.

Banksy macht nicht nur hübsche bunte Bilder. Seine Graffitis zeigen auf sarkastisch und manchmal auch zynische Art Missstände in der Gesellschaft. Er engagiert sich gegen Gewalt und Krieg, Polizeigewalt, Überwachungsstaat. Er übt Kritik am Konsumwahn und Kunstmarkt.



Alles sehr löblich, aber natürlich ist er längst selbst Teil des Kunstmarktes und des Konsums. Auch wenn Banksy (vermutlich) viel Geld für wohltätige Projekte ausgibt, werden mit seinen Werken inzwischen doch Millionen umgesetzt. Auf Auktionen am Kunstmarkt – aber auch mit Merchandising, das es am Ende der Ausstellung natürlich auch gab.

Nichtsdestotrotz ist es natürlich spannend, eine so große Auswahl seiner Werke zu sehen. Bekannte und unbekannte.



Macht nicht alles Spaß, weil die Botschaften natürlich den Finger in die Wunden der heutigen Zeit legen. Deshalb ist es ja gut, dass es verbreitet wird – und auch gut, dass die Botschaften vor allen auf Wänden in der Öffentlichkeit auftauchen und nicht nur als Kunst im Museum.

Ich mag besonders die Ratten, die in verschiedensten Formen immer wieder auftauchen. Ich mochte die Vielfalt der Stile, die doch ein einheitliches Bild ergeben. Es ist nicht nur Graffiti, es sind auch Ölbilder, Siebdrucke, Video, Installationen... die von großer Kreativität und Fertigkeit zeugen.



Lohnt sich also durchaus, das mal anzuschauen. Regt zum Nachdenken an und zum Denken.

Was die Ausstellung angeht – die war ordentlich organisiert. Wir mussten den Impfnachweis tatsächlich mal vorzeigen, hatten auch Zeittickets – es war aber trotzdem ganz schön voll.

Ich fand es ein bisschen schwierig, dass die Beschriftung recht klein geschrieben war, da musste ich (meine Augen sind aber auch nicht die besten), doch recht nahe ran. Dadurch knubbelten sich vor den Schildern die Menschen, was auch ohne Pandemie nicht so schön ist – irgendjemand stand jedenfalls immer im Bild, wenn man ein Foto machen wollte. Auch inhaltlich waren manche Beschriftungen seltsam – Kunstgeschichtler erklären, was sie denken, was der Künstler gedacht hat. Da stimmte manchmal nicht mal die Beschreibung mit dem Motiv überein :p von den Schlussfolgerungen ganz zu schweigen. Mein Highlight war „ektoplasmatischer Buhmann“ für diesen verfremdeten Lincoln:



Kunst. Kann man interpretieren, muss man aber nicht. ;) Liegt am Ende ohnehin im Auge des Betrachters. Ich fands auf jeden Fall gut, überhaupt mal wieder was Kulturelles zu unternehmen. :)

Stimmung:
bunt
rabensturm: (feder)
Römische Spuren gibt es nicht nur in Trier, sondern auch im Umland, die Gegend da an der Mosel ist lange schon Siedlungsland. Wir wollten gern eine restaurierte Römervilla besichtigen, haben auf dem Weg aber noch alles Mögliche mitgenommen.

Römischer Tempel Tawern:

Ein unerwartetes Highlight! Beim Örtchen Tawern hat man eine Ansammlung antiker Tempelgebäude gefunden und teilweise wieder aufgebaut.



Zur Anlage gehörten mehrere Tempel, der Größte davon dem Merkur geweiht, dem Gott der Händler. Dort stand auch eine überlebensgroße Statue – die mitsamt ihrer Farbigkeit auch wieder restauriert wurde. Es gab einen Brunnen, Nebengebäude, eine große Säule mit Bildnissen von Herkules und Juno und ringsum eine Mauer mit zwei Toren.



Das ist wirklich ein schönes Gelände, römisches Leben sehr anschaulich – und nebenbei auch sehr idyllisch im Wald. Auch, dass man das alles für sich alleine hat, hat uns natürlich gut gefallen. Sehr schön.

Die römische Villa, die unser eigentliches Ziel war, hat hingegen ein bisschen enttäuscht. Vielleicht durch das anhaltende Regenwetter – dafür konnte die Villa nix – vor allem aber durch den laxen Umgang mit den Corona-Vorschriften. :p



Bereits vor 100 Jahren hat man erkannt, dass hier die Römer gesiedelt haben, ab 1987 gab es dann archäologische Ausgrabungen, in deren Rahmen man entschied, die Villa originalgetreu wieder aufzubauen. Es gibt jetzt also die Hauptgebäude und das Torhaus, Wohn- und Badebereich, Garten und Nebengebäude, in denen man heute essen kann oder Schulungen durchführen.





Im Grunde war es schon eine schöne Anlage, aber so richtig wohl gefühlt haben wir uns nicht. Es war zu voll, keiner kümmerte sich um Richtungen und Einbahnstraßen oder Masken. :p Wir haben uns also nicht übermäßig ausführlich dort aufgehalten, sondern sind weitergefahren.

Wir haben die Mosel überquert – und waren plötzlich in Luxemburg. Auf Luxemburger Seite sind wir das Moseltal entlanggefahren, immer hübsch malerisch am Fluss entlang. Wir haben das günstige gute luxemburgische Benzin probiert und sind dann sehr unspektakulär wieder in Deutschland gelandet.

Wir hatten diese Moselseite aber nicht gewählt, um mal ins Ausland zu kommen – nein, wir wollten auf der richtigen Seite vor Trier sein (man muss ja das Vorhandensein der Brücken berücksichtigen), um die Igeler Säule anzuschauen.



Diese Säule befindet sich im Dörfchen Igel – sie ist das einzige an seinem Originalstandort seit der Antike erhaltene römische Grabmal nördlich der Alpen. Das Ding ist wirklich groß und zeigt noch heute gut sichtbare Reliefs und Inschriften. Nicht alles hat sich uns erschlossen, aber beeindruckend ist die Säule natürlich trotzdem.

Zurück in Trier ging es weiter mit römischen Sehenswürdigkeiten. Zuerst waren wir im Amphitheater:



Unglaubliche 20.000 Menschen haben hier mal Platz gefunden – das ist heute noch gut nachvollziehbar, weil noch so viel erhalten ist. Vor allem auch die ganze Unterwelt, die zur Römerzeit die „Serviceräume“ beinhaltete, bis hin zu Aufzügen für Tiere und Akteure.

Dann sind wir an der Römerbrücke vorbeigekommen, die im Stadtbild vielleicht nicht so spektakulär ist:



Ich finde es aber schon beeindruckend, dass diese zu Römerzeiten errichtete Brücke immer noch die Moselüberquerung sicherstellt mitsamt dem Verkehr der Neuzeit. Das ist mal Bauen für die Ewigkeit. ;)

Nächste Station: Kaisertherme

Es gibt in Trier noch mindestens drei Thermen, davon sind die Kaiserthermen die größten bzw. die besterhaltenen. Es gibt noch beeindruckend hohes Mauerwerk vor einer beeindruckend großen Fläche – und auch hier wieder gut erhaltene Unterwelt, die einen Einblick in die damalige Funktionsweise ermöglicht.



Wirklich groß.

Die zweiten erhaltenen Thermen sind die Barbarathermen, die in einem deutlich weniger erhaltenen Zustand zu besichtigen sind. Ein Metallsteg für über das Ausgrabungsgelände, das sich spaßigerweise mitten in einem Wohngebiet befindet.



Archäologie zum Anfassen sozusagen oder zumindest zum Angucken. ;)

Die dritten Thermen haben wir auch gesehen. Das sind die Viehmarktthermen, die in ein Gebäude integriert wurden, wo wir nur von außen durch die Scheibe geguckt haben. So richtig haben wir den Sinn des Gebäudes nicht verstanden… aber wir waren halt auch nicht drin.

Das war jedenfalls eine ganz schön große Dosis altes Rom. :)



Stimmung:
historisch
rabensturm: (drei)
Nordrhein-Westfalen hat mehrere Freiluftmuseen. Da wir schon mal im nächstgelegenen waren, dem Freiluftmuseum Kommern des Landschaftsverbandes Rheinland, sind wir ein Stück weitergefahren zum Westfälischen Landesmuseum für Handwerk und Technik vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe.

Das ist eine ziemlich große Anlage, die, wie der Name schon sagt, den Schwerpunkt auf Handwerk und Technik und den Weg zur Industrialisierung legt. Man sollte also besser gut zu Fuß sein auf dem Gelände. Es zieht sich durch ein Tal, an einem Fluss mit mehreren angestauten Becken entlang, bergauf und treppauf. Schon der Weg vom Parkplatz zum Eingang zieht sich – aber ich glaube, der Behindertenparkplatz ist näher dran.



Es war nicht zufällig ein Tal mit Fluss und Staubecken: Die Kraft des Wassers wurde in Handwerk und Industrie vielfältig genutzt. Es gab Mühlen, die Mehl mahlen (oder Öl oder Pigmente). Mühlen, die Hammerwerke antrieben (wir haben gelernt, dass die Köpfe der schweren Hammer „Bär“ heißen) und auch Transmissionsriemen. Und Strom natürlich, auch das war dabei, als die Vielfalt der Wasserkraftnutzung gezeigt wurde.



In viele der Werkstätten konnte man reinschauen, einige waren auch in Betrieb. Wir haben was über Kuhschellen gelernt, über Messingbleche, wir haben dem Kupferschmied mit den schönen Haaren zugeschaut und waren dann auch im Deutschen Schmiedemusum, das seinen Platz auf dem Museumsgelände hat.



Dort wurde über die Geschichte und Entwicklung dieses Handwerkes informiert und auch besondere Kunstwerke gezeigt. Interessant – und ein Museum was man einzeln wohl eher nicht ansteuern würde.

Des weiteren gab es eine Druckerei, die mir sehr gut gefallen hat, ein Zinkwerk, was schon den Übergang zur Industrialisierung zeigte und eher spezielle Sachen, wie eine Kettenschmiede, eine Drahtzieherei, eine Feilenhauerei und vieles mehr.



Das war alles sehr spannend und mal was anderes, da in Freiluftmuseen sonst doch eher bäuerliches Leben gezeigt wird. Es gab auch einen kleinen Stadtbereich mit Marktplatz, um den sich Kramladen, Frisör, Gasthaus, Bäcker, Destille usw. gruppierten. Wir haben ein frischgebackenes Rosinenweißbrot (ein Stuten) erworben und verspeist, das war sehr lecker.



Auch sehr schön. Ich mag es ja immer gerne, wenn historische Orte lebendig sind. :)

Was uns ein bisschen gefehlt hat, waren Wohnhäuser bzw. Wohnräume. Gerade im Zusammenhang mit der Industrialisierung wäre das sicher spannend und etwas, was man sonst woanders auch noch nicht so oft gesehen hat – egal, ob Fabrikantenvilla oder Arbeiterunterkunft…

Und was uns auch aufgefallen ist: es gab keine Tiere. Klar, der Schwerpunkt lag nicht auf Landleben oder Wohnen, aber Pferde wurden sicher auch gebraucht, Hühner, Tauben, Schafe, Kaninchen sicher auch gehalten… es gab nicht mal Enten auf den Seen. Das war schon ein bisschen seltsame…

Ansonsten ist es aber eine wirklich schöne Anlage und sehr informativ. Die Mitarbeiter (sicherlich einige ehrenamtlich), waren sehr freundlich und motiviert und luden immer extra ein, die Häuser und Ausstellungen zu besuchen. Das war auch nett. Doch lohnt sich. :)

Wir sind auf dem Rückweg ein Stück über Land gefahren (das ist das Bergische Land da), aber es war zu nass (ach was), um noch mal auszusteigen. Und dann wurde mir als rheinische Sehenswürdigkeit noch der Stau auf der Leverkusener Brücke präsentiert. Vielen Dank auch.



Stimmung:
wissbegierig
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