Über das lange Wochenende mit dem 3. Oktober sind wir immer in der Karlsruher Gegend und zum Weinfest in der Pfalz. Dabei ergeben sich der ein oder andere Ausflug – diesmal waren wir auf dem Hambacher Schloss.
Das Schloss in der heutigen Form ist kein historisches Gebäude. Wohl befand sich hier eine mittelalterliche Burg – bei der Aussicht auf das Vorland des Pfälzer Waldes, Speyer und Heidelberg nicht verwunderlich. Die Speyerer Bischöfe residierten hier. Man nannte die Burg damals Kästenburg – Kastanienburg. Im Zuge des pfälzischen Erbfolgekrieges wurde die Burg im 17. Jahrhundert niedergebrannt und blieb Ruine. Erst 1842 kam wieder Bewegung in die Baugeschichte. Die Burgruine war Hochzeitsgeschenk des bayrischen Kronprinzen Maximilian II., der übrigens nicht der Vater von Sissi ist. Max wollte die Burg zum neugotischen Schloss ausbauen, halb Neuschwanstein, halb Hohenschwangau, allerdings drehte ihm der königliche Vater vor Vollendung den Geldhahn zu, so dass die Burg in dem halb umgebauten Zustand verblieb. Immerhin der Name hat sich geändert, man nannte die Burg jetzt „Maxburg“ statt Kästenburg.
Berühmt wurde das Hambacher Schloss weniger durch seine Architektur als durch die Ereignisse von 1832 – das Hambacher Fest, Symbol der deutschen Demokratiebewegung. Das war das erste mal, dass die schwarz-rot-goldene Fahne als Symbol eines demokratischen, einigen Deutschlands verwendet wurde. Das war ein Treffen, bei dem über die französischen Ideale gesprochen wurde und ihre Wirkung auch für Deutschland. Die Rechte, die das Bürgertum unter Napoleon erhalten hatte. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Demokratie. Bürgertum und vor allem Studenten trafen sich hier, aber auch die Bewohner der Gegend, die die Festlichkeiten anlockten. Neben den politischen Diskussionen, die an allen Ecken stattfanden, gab es auch Musik, Speis und Trank und allerlei Volksbelustigung. Natürlich war die Obrigkeit wenig begeistert von den Vorkommnissen. Die „Rädelsführer“ wurden verhaftet und wegen fadenscheiniger Gründe angeklagt. Wir haben gelernt, dass Herr Wirth, einer der Organisatoren, tatsächlich zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren verurteilt wurde, strafverschärft durch die demütigende Pflicht, jede Woche ein paar Strümpfe zu stricken. Es sollen tatsächlich 104 Paar Socken belegt sein. ;)
Zum 150. Jubiläum des Hambacher Festes wurde die Burg Anfang der 80iger Jahre gründlich renoviert und umgebaut zu dem Stand, den wir heute besucht haben. Altes und nicht ganz so altes wurde verbunden und auch Raum für Veranstaltungen und Ausstellungen geschaffen. Man fühlt sich der demokratischen Bewegung verpflichtet und führt auch heute noch politische Diskussionen. Mich interessiert ja mehr die geschichtliche Seite als die politische – interessant war es aber allemal. Wir haben eine Führung mitgemacht (Führungen stündlich, in Hochzeiten 5 gleichzeitig!) und die originale schwarz-rot-goldene Fahne gesehen. Wir haben das Gebäude besichtigt, Ausstellung angeguckt und uns lustig verkleidet. *g* Leider hat es nicht für den weiten Ausblick gereicht, da herbstlicher Nebeldunst über allem lag. Man kann es sich aber ungefähr vorstellen.
Zum Abschluss noch ein paar Bildchen:


Ja, bei den Fahnen vor dem Schloss ist auch eine polnische Fahne dabei. Das haben wir auch gelernt, dass eine polnische Gruppe damals beim Zug zum Hambacher Fest mitlief. Die Polen kämpften damals – erfolglos – für ihre Unabhängigkeit und ihre Rechte und waren auf dem Weg ins französische Exil. Beim Fest fanden sie große Sympathie und Solidarität, was noch heute noch durch die Fahne gewürdigt wird. Was mir auch neu war und ich bemerkenswert finde: die echte schwarz-rot-goldene Fahne war tatsächlich aus Goldfäden, wo Gold heraldisch doch sonst immer mit Gelb dargestellt wird [/nutzloses Wissen].
Stimmung:
gebüldet
Das Schloss in der heutigen Form ist kein historisches Gebäude. Wohl befand sich hier eine mittelalterliche Burg – bei der Aussicht auf das Vorland des Pfälzer Waldes, Speyer und Heidelberg nicht verwunderlich. Die Speyerer Bischöfe residierten hier. Man nannte die Burg damals Kästenburg – Kastanienburg. Im Zuge des pfälzischen Erbfolgekrieges wurde die Burg im 17. Jahrhundert niedergebrannt und blieb Ruine. Erst 1842 kam wieder Bewegung in die Baugeschichte. Die Burgruine war Hochzeitsgeschenk des bayrischen Kronprinzen Maximilian II., der übrigens nicht der Vater von Sissi ist. Max wollte die Burg zum neugotischen Schloss ausbauen, halb Neuschwanstein, halb Hohenschwangau, allerdings drehte ihm der königliche Vater vor Vollendung den Geldhahn zu, so dass die Burg in dem halb umgebauten Zustand verblieb. Immerhin der Name hat sich geändert, man nannte die Burg jetzt „Maxburg“ statt Kästenburg.
Berühmt wurde das Hambacher Schloss weniger durch seine Architektur als durch die Ereignisse von 1832 – das Hambacher Fest, Symbol der deutschen Demokratiebewegung. Das war das erste mal, dass die schwarz-rot-goldene Fahne als Symbol eines demokratischen, einigen Deutschlands verwendet wurde. Das war ein Treffen, bei dem über die französischen Ideale gesprochen wurde und ihre Wirkung auch für Deutschland. Die Rechte, die das Bürgertum unter Napoleon erhalten hatte. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Demokratie. Bürgertum und vor allem Studenten trafen sich hier, aber auch die Bewohner der Gegend, die die Festlichkeiten anlockten. Neben den politischen Diskussionen, die an allen Ecken stattfanden, gab es auch Musik, Speis und Trank und allerlei Volksbelustigung. Natürlich war die Obrigkeit wenig begeistert von den Vorkommnissen. Die „Rädelsführer“ wurden verhaftet und wegen fadenscheiniger Gründe angeklagt. Wir haben gelernt, dass Herr Wirth, einer der Organisatoren, tatsächlich zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren verurteilt wurde, strafverschärft durch die demütigende Pflicht, jede Woche ein paar Strümpfe zu stricken. Es sollen tatsächlich 104 Paar Socken belegt sein. ;)
Zum 150. Jubiläum des Hambacher Festes wurde die Burg Anfang der 80iger Jahre gründlich renoviert und umgebaut zu dem Stand, den wir heute besucht haben. Altes und nicht ganz so altes wurde verbunden und auch Raum für Veranstaltungen und Ausstellungen geschaffen. Man fühlt sich der demokratischen Bewegung verpflichtet und führt auch heute noch politische Diskussionen. Mich interessiert ja mehr die geschichtliche Seite als die politische – interessant war es aber allemal. Wir haben eine Führung mitgemacht (Führungen stündlich, in Hochzeiten 5 gleichzeitig!) und die originale schwarz-rot-goldene Fahne gesehen. Wir haben das Gebäude besichtigt, Ausstellung angeguckt und uns lustig verkleidet. *g* Leider hat es nicht für den weiten Ausblick gereicht, da herbstlicher Nebeldunst über allem lag. Man kann es sich aber ungefähr vorstellen.
Zum Abschluss noch ein paar Bildchen:


Ja, bei den Fahnen vor dem Schloss ist auch eine polnische Fahne dabei. Das haben wir auch gelernt, dass eine polnische Gruppe damals beim Zug zum Hambacher Fest mitlief. Die Polen kämpften damals – erfolglos – für ihre Unabhängigkeit und ihre Rechte und waren auf dem Weg ins französische Exil. Beim Fest fanden sie große Sympathie und Solidarität, was noch heute noch durch die Fahne gewürdigt wird. Was mir auch neu war und ich bemerkenswert finde: die echte schwarz-rot-goldene Fahne war tatsächlich aus Goldfäden, wo Gold heraldisch doch sonst immer mit Gelb dargestellt wird [/nutzloses Wissen].
Stimmung:
