Macht und Mode im Residenzschloß
9 Apr 2017 03:03 pmLetztes Jahr war ich in der damals neuen Dauerausstellung Weltsicht und Wissen um 1600, heute wurde im Residenzschloß Dresden das nächste Stück des Renaissanceflügels mit einer weiteren spektakulären Ausstellung eröffnet. Macht und Mode nennt sich die neue Ausstellung und zeigt Prunkwaffen und Prunkgewänder aus dem Besitz der Kurfürsten von Sachsen.

Das Residenzschloß in Dresden bietet mit den Grünen Gewölben, der Türckischen Kammer, der Münzsammlung, der Rüstkammer inzwischen so viel, dass man das nicht mehr an einem Tag fassen kann. Da tun mir die Touristen dann immer ein bisschen leid, die auf einem Ritt durchgallopieren… ich wollte heute nur die neue Ausstellung anschauen. Heute, am Eröffnungstag, was mir wegen der Menschenansammlungen vorab schon ein bisschen Sorge machte. Und ja, es waren viele Menschen da – aber weil Eröffnungstag war, kostete es nur die Hälfte. Und noch besser, in den Räumen waren die Ausstellungsmacher anwesend, so dass man immer jemanden zu den Stücken fragen konnte. Oder die Ohren aufsperren konnte, wenn sie jemand anderen Fragen beantworteten. Ich stand ziemlich lange im Gewandraum mit der Oberkuratorin (falls das der richtige Titel ist), die sehr begeistert und anschaulich alle möglichen Fragen beantwortete. Super!
Man durfte fotografieren, aber das ist natürlich kein wirklich guter Vergleich zu den Originalen. Ich zeige also nu rein paar Schnipsel zur Veranschaulichung:
Rüstungen und Waffen:

Prunkgewänder der Kurfürsten:

Prunkgewänder der Damen:

Die sind im übrigens besonders… besonders, weil Frauenkleider seltener aufgehoben wurde. Einmal, weil es für die Erinnerungspolitik der Fürstenhäuser natürlich entscheidender war, die Gewänder der Fürsten zu bewahren. Zum anderen auch, weil der meist kostbare Stoff der Damengewänder noch für viele andere Kleidungsstücke reichte und oft umgearbeitet wurde.
Schuhe gabs auch:

Und, mein Lieblingsstück:

Das Landschaftskleid des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1611). Zu dem Umhang gehört noch die komplette Oberbekleidung mitsamt Hut, die gestickte Elblandschaften zeigen. Das Blau des Umhangs als Fluß mit den Orten und Brücken und Booten am Ufer. Sogar der Hut ist bestickt!
Kaum zu glauben, dass die Stoffe und Stickereien und Farben schon über 500 Jahre alt sind! In den 30iger Jahren waren die Kleidungsstücke übrigens schon mal ausgestellt, seitdem schlummerten sie in den Archiven. Weltweit gibt es gar nicht oder nur kaum Vergleichbares.
Ich habe gefragt, wie man sich die Kleider den angezogen vorstellen soll und wie da weibliche Anatomie drin verstauen soll. Sie sagte, es wäre heute wohl schwierig, jemanden zu finden, der da reinpasst, da wir nicht von unseren heutigen Körpergrößen und Formen ausgehen dürfen. Die Leute waren allgemein zierlicher, die Frauen nach… 9 Geburten in 10 Jahren… auch mehr als nur zierlich. Und wenn die Herrenanzüge auf üppigere Körper schließen lassen, hängt das einerseits damit zusammen, dass die noch zentimeterdick wattiert sind, um einen stattlichen Eindruck zu machen. Andererseits spricht die Körperfülle nicht unbedingt für Gesundheit – der Reichtum und die Fülle, die den Herrschern damals zur Verfügung stand hatte eben auch körperliche Folgen, wie beispielsweise Gicht.
Und noch eine Erklärung zum Thema Gesundheit: Am Kleid der Magdalena Sibylle von Sachsen (1617-1668) klärte sich die Frage, warum die Dame auf Bildnissen meistens ein mit Tüchern verdecktes Dekolleté trug im Unterschied zu den freizügigeren Schwestern. Anhand des Kleides (leider hab ich da kein Foto) wurde klar, dass sie an Wirbelsäulenverkrümmung litt. Hinten im Kleid war ein Kissen und eine seitliche Stütze eingearbeitet, und da auch davon auszugehen ist, dass der Brustkorb Veränderungen gezeigt hat, ist das die Antwort für die Tücher.
Also, alles sehr spannend anzuschauen und alles sehr spannende Geschichten. Ich mochte auch die Anekdote von den juwelengeschmückten Rosettenbroschen, die – nachdem sie aus der Mode gekommen waren – als Schmuck für die Prunkzäume der Pferde weiterverwendet wurden. Und da noch heute sind.
Ich kann die Ausstellung nur wärmstens empfehlen, das ist schon alles sehr schick.
Stimmung:
Glitzer!

Das Residenzschloß in Dresden bietet mit den Grünen Gewölben, der Türckischen Kammer, der Münzsammlung, der Rüstkammer inzwischen so viel, dass man das nicht mehr an einem Tag fassen kann. Da tun mir die Touristen dann immer ein bisschen leid, die auf einem Ritt durchgallopieren… ich wollte heute nur die neue Ausstellung anschauen. Heute, am Eröffnungstag, was mir wegen der Menschenansammlungen vorab schon ein bisschen Sorge machte. Und ja, es waren viele Menschen da – aber weil Eröffnungstag war, kostete es nur die Hälfte. Und noch besser, in den Räumen waren die Ausstellungsmacher anwesend, so dass man immer jemanden zu den Stücken fragen konnte. Oder die Ohren aufsperren konnte, wenn sie jemand anderen Fragen beantworteten. Ich stand ziemlich lange im Gewandraum mit der Oberkuratorin (falls das der richtige Titel ist), die sehr begeistert und anschaulich alle möglichen Fragen beantwortete. Super!
Man durfte fotografieren, aber das ist natürlich kein wirklich guter Vergleich zu den Originalen. Ich zeige also nu rein paar Schnipsel zur Veranschaulichung:
Rüstungen und Waffen:

Prunkgewänder der Kurfürsten:

Prunkgewänder der Damen:

Die sind im übrigens besonders… besonders, weil Frauenkleider seltener aufgehoben wurde. Einmal, weil es für die Erinnerungspolitik der Fürstenhäuser natürlich entscheidender war, die Gewänder der Fürsten zu bewahren. Zum anderen auch, weil der meist kostbare Stoff der Damengewänder noch für viele andere Kleidungsstücke reichte und oft umgearbeitet wurde.
Schuhe gabs auch:

Und, mein Lieblingsstück:

Das Landschaftskleid des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen (1611). Zu dem Umhang gehört noch die komplette Oberbekleidung mitsamt Hut, die gestickte Elblandschaften zeigen. Das Blau des Umhangs als Fluß mit den Orten und Brücken und Booten am Ufer. Sogar der Hut ist bestickt!
Kaum zu glauben, dass die Stoffe und Stickereien und Farben schon über 500 Jahre alt sind! In den 30iger Jahren waren die Kleidungsstücke übrigens schon mal ausgestellt, seitdem schlummerten sie in den Archiven. Weltweit gibt es gar nicht oder nur kaum Vergleichbares.
Ich habe gefragt, wie man sich die Kleider den angezogen vorstellen soll und wie da weibliche Anatomie drin verstauen soll. Sie sagte, es wäre heute wohl schwierig, jemanden zu finden, der da reinpasst, da wir nicht von unseren heutigen Körpergrößen und Formen ausgehen dürfen. Die Leute waren allgemein zierlicher, die Frauen nach… 9 Geburten in 10 Jahren… auch mehr als nur zierlich. Und wenn die Herrenanzüge auf üppigere Körper schließen lassen, hängt das einerseits damit zusammen, dass die noch zentimeterdick wattiert sind, um einen stattlichen Eindruck zu machen. Andererseits spricht die Körperfülle nicht unbedingt für Gesundheit – der Reichtum und die Fülle, die den Herrschern damals zur Verfügung stand hatte eben auch körperliche Folgen, wie beispielsweise Gicht.
Und noch eine Erklärung zum Thema Gesundheit: Am Kleid der Magdalena Sibylle von Sachsen (1617-1668) klärte sich die Frage, warum die Dame auf Bildnissen meistens ein mit Tüchern verdecktes Dekolleté trug im Unterschied zu den freizügigeren Schwestern. Anhand des Kleides (leider hab ich da kein Foto) wurde klar, dass sie an Wirbelsäulenverkrümmung litt. Hinten im Kleid war ein Kissen und eine seitliche Stütze eingearbeitet, und da auch davon auszugehen ist, dass der Brustkorb Veränderungen gezeigt hat, ist das die Antwort für die Tücher.
Also, alles sehr spannend anzuschauen und alles sehr spannende Geschichten. Ich mochte auch die Anekdote von den juwelengeschmückten Rosettenbroschen, die – nachdem sie aus der Mode gekommen waren – als Schmuck für die Prunkzäume der Pferde weiterverwendet wurden. Und da noch heute sind.
Ich kann die Ausstellung nur wärmstens empfehlen, das ist schon alles sehr schick.
Stimmung:
