12 Jul 2017

rabensturm: (feder)
Wir hatten gut daran getan, den Gediminas-Turm im Abendlicht zu besteigen, der nächste Tag bot nämlich hauptsächlich Regen. Aber trotzdem ist am Wetter der Reise nichts auszusetzen, es war meistenteils schön – und wenn schon Regen, dann ist der in der Stadt am besten aufgehoben, wo man mit Schirm umherwandern kann oder auch mal irgendwo reingehen. Also, kein Hinderungsgrund.

Es gibt wirklich viele Kirchen in der Altstadt von Vilnius (über 50 sagt Wikipedia), so dass Vilnius den Beinamen „Rom des Ostens“ trägt. Es trug auch den Beinamen „Jerusalem des Nordens“, aber dazu komme ich später noch mal.

Vilnius kommt sehr barock daher, mit prächtigen weißen oder pastellfarbenen Stadthäusern. Die Stadt wurde von großen Zerstörungen im 2. Weltkrieg verschont, so dass das Ensemble erhalten wurde (und die Altstadt 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe wurde). Die Kathedrale in ihrem klassizistischen Gewand passt da nicht so richtig dazu; die weißen Säulen und monumentalen Ausmaße machen aber trotzdem Eindruck.



Der Reiseführer verglich die Kathedrale eher mit einem Theater oder einer Gemäldegalerie, das trifft es ganz gut. Einen religiösen-besinnlichen Eindruck machte sie bei mir eher nicht.

Zur Kathedrale gehört ein freistehender Glockenturm, den man wohl auch besteigen kann. Gleich davor, auf dem großen Platz vor der Kathedrale, hatte man eine Bühne und Publikumsplätze aufgebaut, da an dem Wochenende der litauische Bischof Teofilius Matulionis selig gesprochen wurde. Er wird verehrt als ein Märtyrer der Kriegs- und der sowjetischen Nachkriegszeit.

Ins Künstlerviertel haben wir nur mal kurz reingeschaut, der Regen lud nicht zum Spazieren ein und dank Regen war da wohl auch alles geschlossen. Haben wir uns also die Kirchen St. Anna und St. Franziskus angeschaut.



St. Anna ist vor die spitzige Rote, St. Franziskus des Bernhardinerklosters ist die Kirche rechts dahinter. Von innen ist St. Franziskus die beeindruckendere Kirche.

Wir sind dann durch die Stadt zurückmäandert, haben einen Blick in eine orthodoxe Kirche geworfen. Und durch das „Tor der Morgenröte“ ging es erst mal zurück zum Hotel.



Das Tor ist eines der letzten verbliebenen Stadttore und besonders deshalb berühmt, weil es auf der Innenseite eine Kapelle mit einem wundertätigen Marienbild beherbergt. Eine schwarze Madonna. Tatsächlich sieht man oft Andachten in der Kapelle, und Gläubige, die sich vor dem Durchschreiten des Tores bekreuzigen.

Wir haben im Hotel erst mal Pause gemacht. Der Regen regnete so vor sich hin, wir hatten die meisten Dinge, die wir in der Stadt sehen wollten, schon gesehen. Also konnte wir ruhig ein paar Stunden verbummeln mit Lesen, Reiseplanung, Zeichnen, Scrabble spielen.. Das ist ja auch mal ganz nett zwischen dem straffen Reiseprogramm.

Am späteren Nachmittag sind wir wieder losgezogen, um uns noch die beiden jüdischen Ghettos anzuschauen.



Das ist die letzte verbliebene Synagoge, wir haben wegen der Baugerüste nicht versucht, ob man reinkann.

Ich erwähnte schon die große Bedeutung, die Vilnius vor dem Zweiten Weltkrieg hatte. Vilnius galt seit seiner Gründung als eine der liberalsten Städte Europas, die im Lauf ihrer Geschichte u. a. den verfolgten Juden aus Mitteleuropa und Russland Schutz bot und zum Zentrum der jüdischen Kultur und Aufklärung wurde. Sie stellten bis zum zweiten Weltkrieg rund 40 % der Bevölkerung (je nach Jahr 30-50% Polen, 20-30 % Russen, nur 2 % Litauer).

Nach dem 2. Weltkrieg war die Stadt fast leer, die Polen waren nach Westpolen abgeschoben worden, die meisten Juden im Holocaust umgekommen. Das liest sich schon sehr beklemmend, dass beim Massaker von Ponary über 100.000 Menschen, die meisten Juden, von den Deutschen umgebracht wurden.

Die Stadt Vilnius bewirbt das große und kleine Ghetto als Sehenswürdigkeit – wir haben also geglaubt, dass es dort noch Zeugnisse des jüdischen Lebens zu sehen gibt. Aber es gab nur Straßen und Häuser, die sich nicht wirklich vom Rest der Stadt unterschieden. Vielleicht waren es ja tatsächlich noch die originales Häuser, aber ohne Hinweisschild und Information kann man damit leider nichts anfangen. Wir sind daher nur noch ein bisschen um Universität und Parlamentsgebäude herumgelaufen.



Bedauerlicherweise muss man Eintritt bezahlen, um in die Innenhöfe der Universität zu kommen, das war‘s uns im Regen dann aber nicht wert.

Wir haben dann noch mal im Katpedele gegessen, das wir ja schon aus Klaipeda kannten (für mich gab‘s eine Art Geflügelfrikadelle). Danach gab‘s plötzlich wieder Sonne, so dass wir noch mal zum Festplatz vor der Kathedrale geschlendert sind. Wir haben ein bisschen bei den Vorbereitungen zugeschaut, dann noch ein Eis gegessen, und ein Souvenir hab ich auch noch gefunden. :)

Stimmung:
nass

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