8 Sep 2017

rabensturm: (feder)
Ich war ja noch nicht ganz fertig mit den Reiseberichten… jetzt wird es Zeit, bevor der nächste Ausflug ansteht. ;)

Unsere letzte Nacht in Frankreich würden wir in einem Hotel am Flughafen von Bordeaux verbringen, also führte uns der letzte Reisetag nach Bordeaux. Wir hatten allerdings beide keine Lust auf Großstadt, also haben wir lieber noch was im Umland angeschaut. Das erste Ziel stand auf unserer Wunschliste, seit wir das Schild auf dem Hinweg an der Autobahn gesehen hatten: „Église sur terre“ oder „Église monolithe“. Eine Felsenkirche also.

Der Ort mit dieser speziellen Kirche ist Aubeterre-sur-Dronne, ein Dörfchen auf halber Strecke zwischen Angoulême und Bordeaux. Ein kleines Dörfchen mit nur etwa 400 Einwohnern, aber ziemlich viel Touristenrummel. Trotzdem ein sehr hübsches Dörfchen, das sicher nicht zu Unrecht zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt. Außerdem ein überraschend vertikaler Ort. ;)



Wir haben den Ort erst mal zu Fuß erkundet. Es war Markt auf dem Marktplatz, da sind wir erst mal in eine falsche Gasse abgebogen und bei der falschen Kirche rausgekommen. Die Église Saint Jacques ist jedoch auch sehr sehenswert mit ihrem Portal aus dem 12. Jahrhundert – rein konnten wir leider nicht, weil gerade die Sonntagsmesse stattfand. Wir haben also nur von außen geguckt, sind noch ein bisschen durch die Gassen und am Markt vorbeispaziert und haben Ein- und Ausblicke genossen.

Dann aber die Felsenkirche Saint Jean.



Die Felsenkirche – oder Höhlenkirche, ganz wie‘s beliebt – wurde im 12. Jahrhundert von Benediktinermönchen aus dem Fels gehauen, die eine noch ältere Höhlenkirche erweiterten. Das mag nicht der härteste Fels sein, aber trotzdem ist das Ergebnis staunenswert. Ein Raum mit mächtigen Säulen wurde geschaffen, bis zu 20 m hoch (27 m lang und 16 m breit). Sie müssen von oben angefangen haben, sich die Säulen hinabzuarbeiten, den Raum ringsum abzutragen, dass nur noch die Stützpfeiler übrigblieben. Und dann hoffen, dass die auch halten.

Es gab einen Bereich mit in den Boden gegrabenen Gräbern, die für die Bedeutung der Kirche sprechen. Und es gibt einen monumentalen, aus dem Felsen gehauenen Reliquienschrein:



Die Form wurde wohl durch das Heilige Grab in Israel inspiriert. Der Schrein diente aber nicht als Grab, sondern dazu, eine Reliquie aufzubewahren, die der Burgherr Pierre II. de Castillon nach dem Zweiten Kreuzzug aus dem Heiligen Land mitgebracht hatte.



Man kann in dem ganzen großen Raum herumgehen, auch oben auf die Galerie, wo die Dimensionen aus dem anderen Blickwinkel noch mal deutlich werden. Man sieht, dass an den Säulen Moose und Flechten wachsen, ansonsten scheint der Zahn der Zeit aber recht milde mit dem Bauwerk umgegangen zu sein. Darunter befindet sich auch noch eine Krypta, die wohl noch nicht soo lange wieder zugänglich ist.

Insgesamt eine sehr beeindruckende Anlage. Sie liegt auch am Jakobsweg, was sicherlich noch zusätzlich zur Bedeutung beigetragen hat.

Wir sind etwas fröstelnd wieder ans Tageslicht zurückgekehrt. Wir haben uns auf dem Markt umgeschaut, ob sich da noch was an Souvenirs findet (Eselsmilchseife! Nennt mich Kleopatra!). Dann haben wir uns ein nettes kleines Restaurant mit spektakulärer Aussicht gesucht und noch ein köstliches französisches Menü gegessen. Noch mal Salat mit warmem Ziegenkäse, klassische Galette mit Schinken, Käse Ei und ein Sorbet zum Nachtisch. Mjam.

Dann haben wir Aubeterre-sur-Dronne wieder verlassen. Nach Bordeaux wollten wir immer noch nicht rein, also haben wir noch ein Kloster angesteuert, das wir vorsorglich ins Auge gefasst hatten. Die Abtei La Sauve-Majeure:



Es stehen noch ein paar Mauern, einige Säulenreihen und auch der Kirchturm, auf den man hochsteigen kann. Von oben hat man eine schöne Aussicht, es sind aber ganz paar Stufen, die man hinaufschnaufen muss.

Was die Abtei aber vor allem sehenswert macht, sind die zahlreichen romanischen Kapitelle, die mit ihren bildhaften Darstellungen noch gut erkennbar sind.



Es sind biblische, aber auch mythologische Szenen, mache rätselhaft, manche deutlich zuordenbar. Ein wahres Bilderrätsel, das man beim Rundgang um die Ruine entdecken kann. Dabei war alles hübsch aufbereitet, es gab einen Plan mit Erklärungen in mehreren Sprachen (ja, auch deutsch), so dass man sich gut zurechtfinden konnte. Es gab auch innen noch ein kleines Museum mit Lapidarium.

Insgesamt war auch das ein sehr lohnendes Ziel – für „mal eben anhalten, weil noch Zeit“, sogar sehr lohnend mit all der Romanik. :)

Tja, und dann aber doch Bordeaux. Wir kümmerten uns erst mal darum, dass unser Mietwagen vorzeigbar war, suchten dann das Hotel, das wirklich nahe beim Flughafen war. Auf die Frage, wie das morgens zeitig mit dem Shuttleservice sein sollte, hieß es auch nur lapidar „kein Shuttle, könnt ihr laufen“… Okay, mit Koffern früh im Dunkeln…?Wir haben dann erst mal das Auto zurückgebracht, am Flughafen was gegessen (ein Express-Menü, auf das wir gefühlt Stunden warten mussten und wo wir auf Nachfrage auch noch angepampt wurden). Den Rückweg haben wir dann – ohne Koffer – schon mal zu Fuß versucht. Ja, war problemlos in Laufweite, vor allem, wenn man nach dem Parkplatz in die richtige Richtung läuft. ;)

Das Hotel selbst war eher schräg als schön, aber für die eine Nacht war das schon okay. Und ja, dann war die Urlaubswoche in Frankreich auch schon wieder vorbei. :(

Stimmung:
abschiedswehmütig

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