23 Oct 2017

rabensturm: (drei)
Ich geh ja gerne ins Theater, ich war schon im Musical und bei verschiedenen Operetten, bei Opern ist es bisher aber nur beim Versuch geblieben: der Freischütz auf der Freilichtbühne wurde von Regen ertränkt. Da ich jetzt kein großes Interesse an Opernmusik habe, war mir das bisher nicht als sonderlicher Mangel erschienen – aber wenn sich die Möglichkeit bietet, kann man ja zuschlagen. Zumal, wenn die Möglichkeit Semperoper heißt. Eine Kollegin hatte Gutscheine für zwei Karten, ihr Mann hatte keine Lust, also bin ich bereitwillig eingesprungen. Wir haben uns – als Opernanfänger – aber immerhin etwas rausgesucht, dass nicht zu kompliziert und künstlerisch verschwurbelt aussah. Was mit erkennbaren Kostümen und einem nicht komplett schwarzen Bühnenbild.

Wir waren also gestern in der Semperoper in der „Entführung aus der Serail“, in Reihe drei des Parketts mit bester Sicht auf Bühne und Konzertgraben.

Schon die Semperoper als Gebäude ist ja sehenswert. Farbenfrohe Pracht, Gold und Stuck und Plüsch wie man es aus der Bierwerbung kennt. Da lohnt sicher auch mal eine Führung hinter den Kulissen… das hatten wir vor Jahren auch mal vor, aber nie in die Tat umgesetzt…

Das Stück

Die Entführung aus dem Serail ist ein Singspiel von Mozart. Singspiel heißt, dass nicht nur gesungen wurde, es gab auch normalen gesprochenen Text. Erstaunt hat mich, dass Bassa Selim, der edle, tragische Held, nur eine Sprechrolle ist und gar nicht singt. Nicht, dass es mich gestört hat, es hat mich nur gewundert.

Es wurde jedenfalls gesungen, auch sehr schnörkselige Arien mit Koloraturen. Ich war da durchaus dankbar für den Obertext – sie haben ja alles öfters wiederholt, da konnte man auch fix hochgucken, ohne etwas Entscheidendes zu verpassen. Ich fand das durchaus auch beeindruckend, wie sie gesungen haben, dass sie sich das merken können und damit auch so den Raum füllen. Aber es ist nicht gerade meine Musik, und wenn sie gar nicht wieder aufhören wollten, fand ich das schon ermüdend. Ich kann ja auch die Qualität des Gesanges nicht einschätzen – und wegen Ahnungslosigkeit vermutlich auch nicht angemessen wertschätzen. Aber gut, es gab ja auf der Bühne was zu sehen, und auch den Dirigenten konnte man immer beobachten, das war auch unterhaltsam. Nur die Musik, ohne Bühnengeschehen, wär mir allerdings zu langweilig.

Bei der Entführung aus dem Serail geht es um die Spanierin Konstanze, die mit ihrer Zofe und einem Diener von Piraten entführt wurde und an den Hof des Bassa Selim verkauft wurde. Der hat sich in sie verliebt, will ihre Gegenliebe, will sie aber auch nicht zwingen. Dann ist da noch Belmonte, der Geliebte von Konstanze, der endlich herausgefunden hat, wo sie ist und sie nun befreien will. Eben die Entführung aus dem Serail.

Es hat sicherlich einen tieferen künstlerischen Grund, warum das alles im Sumpf stattgefunden hat – da der Grund sich uns nicht erschlossen hat, haben wir uns einfach so über die Sumpfigkeit amüsiert: über die übergroßen Gummistiefel, über die schlammigen Klamotten, die Blutegel, die Sumpfrübenernte. Die Kostüme waren bunt und überzeichnet, aber doch so klassisch, dass man den Orient erkennen konnte. Außerdem gab es ein sehr agiles Krokodil, eine Schnappschildkröte, zwei Kamele und diverse Blutegel.

Ich meine auch, Tagesgeschehen im Text erkannt zu haben: „Das kommt mir Spanisch vor… dann kommt es mir Katalanisch vor“ ist vielleicht nicht von Mozart? Und auch „Die Türkei sperrt die ein, die sie lieben sollen“ weckt unerwartet aktuelle Assoziationen.

Insgesamt war es ein sehr unterhaltsamer, schön bunter Abend. Das macht mich jetzt nicht zum Opernfan, aber angucken und anhören kann man das sich trotzdem sehr gut.

Beim Heimweg hatten wir dann Glück – wir haben gleich eine Straßenbahn erwischt und es hat erst auf den letzten Metern angefangen zu regnen. Da waren wir tatsächlich halb 11 wieder daheim, Zeit genug, den kulturellen Abend mit einem Glas Wein ausklingen zu lassen. :)

Stimmung:
kulturell gebüldet

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