3 Aug 2018

Kew Garden

3 Aug 2018 09:37 pm
rabensturm: (feder)
Ich wollte schon lange mal Kew Garden anschauen – aber bisher war entweder keine Zeit oder kein passendes Wetter oder nicht die passende Jahreszeit. Jetzt war ja aber Sommer, also haben wir dieses Wunschziel gleich am ersten richtigen Londontag in Angriff genommen. Wir haben uns dabei ein bisschen von Hitze und Sonne in die Irre führen lassen – so warm war es nämlich gar nicht, wir fröstelten unterwegs tatsächlich etwas.

Kew Gardens – eigentlich Royal Botanic Gardens, Kew – gehört zu den ältesten botanische Gärten der Welt, auch zu den größten und bekanntesten. Ihre Geschichte geht zurück bis ins 17. Jahrhundert, wo sie zunächst als exotische Gärten und als Lustgärten dienten. Sie wurden von Prinzessin Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg, der Witwe Friedrich Ludwigs, des Prinzen von Wales, deutlich erweitert, ab 1759 dienten sie zum ersten Mal auch als botanischer Garten. Von Kew Garden wurden viele botanische Expeditionen veranlasst, die seltene Pflanzen nach Europa brachten. Unter soll auch unsere Pillnitzer Kamelie aus Kew Garden stammen, damals eine von vier Pflanzen, die überhaupt nach Europa kamen. Im 18. Und 20. Jahrhundert wurden die Gärten erweitert; seit 2003 sind sie Teil des UNESCO Weltkulturerbes.



Wir waren recht früh, es strömten aber schon ziemlich viele Menschen zu den Gärten. Das hat sich aber recht schnell auf dem großen Gelände verteilt. Wir standen dem auch etwas ratlos gegenüber, haben uns dann aber entschieden, erst mal den Baumwipfelpfad zu erklimmen.



Das geht ziemlich weit hoch und bietet eine schöne Aussicht. Angesichts der Lochplatten der Treppen und Plattformen sollte man aber besser schwindelfrei sein. ;)

Wir haben uns natürlich auch die beiden großen viktorianischen Gewächshäuser angeschaut – Palm House und Temperate House – die einerseits faszinierende Bauwerke sind, andererseits auch eine exotische Fülle von Pflanzen bieten.



Es war da drinnen freilich auch sehr warm und feucht-warm, das wir es nicht ganz so lange drin ausgehalten haben.



Aber hübsch.

Neueren Datums ist das Princess of Wales Conservatory, das 1987 von Prinzessin Diana eröffnet wurde. Den Namen trägt es jedoch in Gedenken an eine andere Princess of Wales, die schon erwähnte Gartenbegründerin Prinzessin Augusta.

Wir sind allerdings nicht von Gewächshaus zu Gewächshaus geeilt. Wir haben schon ordentlich was vom Außengelände abgelaufen, das in alle Richtungen hübsche Ausblicke bietet. Es ist ein riesiger Landschaftsgarten mit See und Mammutbaumallee und Rhododendrongarten, mit Lilienteich, japanischem Garten, Steingarten. Und vieles mehr, was man vermutlich deutlich strukturierter angehen muss als wir. ;) Wir haben jedenfalls ziemlich lange gebraucht, Queen Charlottes Cottage zu finden.



Einfacher zu finden war die chinesische Pagode, die 1762 errichtet und eben wieder frisch saniert eröffnet wurde. Die Ziegelstein-Pagode ist knapp 50 Meter hoch und mit unzähligen Drachen geschmückt.



Vermutlich zum Anlass der Wiedereröffnung (zwei oder drei Tage nachdem wie da waren), hatten sie im Garten auch eine Drachenausstellung. Kinder konnten Drachen malen, die ausgestellt wurden. Und fünf oder sechs Drachenfiguren nach künstlerischen Entwürfen waren auf dem Gelände verteilt. Konnte man ein lustiges Suchspiel draus machen. ;)

Ebenfalls asiatisch ist das Tor des kaiserlichen Gesandte, ein verkleinerter Nachbau eines Tempels/Palastes in Kyoto. Es wurde 1910 für die japanisch-britische Ausstellung in London gebaut und danach abmontiert und im botanischen Garten wieder aufgestellt.



Das ist alles handgeschnitzt, zeigt Blumen und Tiere und eine chinesische Legende. Wir haben die Qilins (chinesische Einhörner) erkannt. ;) Ringsum gibt es auch noch einen hübschen japanischen Steingarten, den wir allerdings nicht sooo intensiv angeguckt haben.

Passend zum Thema Fabelwesen: Vor dem Palm House stehen „the Queen‘s Beasts“ – zehn Statuen von Wappentieren der Königin, die ursprünglich für ihre Krönung 1953 geschaffen wurden. Die Figuren jetzt sind aber neuere Nachbildungen.



Die zehn Wappentiere sind: der Löwe von England, der Greif des Königs Eduard III., der Falke des Haus Plantagenet, der schwarze Bulle von Clarence, der weiße Löwe von Mortimer, das Yale von Beaufort, der weiße Greyhound von Richmond, der rote Drache von Wales, das Einhorn von Schottland und das weiße Pferd von Hannover. Wir lernen, das Yale ist ein goldgetupftes ziegenartiges Fabelwesen, das seine Hörner in alle Richtungen drehen kann, und für das es keine eigene deutsche Bezeichnung gibt.

Königlich geht es weiter mit Kew Palace:



Das Haus wurde vor allem von König George III. und seiner Familie genutzt. In den Jahren seiner Krankheit hat George viel Zeit in der Abgeschiedenheit von Kew Palace verbracht.



Das Gebäude macht gar nicht mal so einen palastähnlichen Eindruck. Es ist aber hübsch restauriert und ausgestattet, so dass man einen Einblick in das Leben von George und seiner Familie gewinnen kann. Es war eine große Familie, George und Charlotte hatten viele Kinder, auch darüber erfährt man im Palast ein bisschen. Hat uns sehr gut gefallen, auch das vor und im Gebäude gewandete Leute herumliefen und Fragen beantworteten. :)

Nach all der Geschichte gab es noch moderne Kunst:



Was da so aussieht wie eine metallene Wolke ist „The Hive“, ein Kunstwerk, das auf vielfältige sensorische Weise mit dem Leben der Bienen vertraut machen soll. Es erinnert an einen Schwarm Bienen, es summt und vibriert und erzeugt Farben, die auf die Bewegungen der Bienen in den benachbarten Bienenstöcken abgestimmt sind. Das war modern, aber weniger seltsam als erwartet. ;)

Es hätte in Kew Gardens sicher noch viel mehr zum Anschauen gegeben. Auch der Ortsteil um den Garten ringsum macht einen charmanten viktorianischen Eindruck. Für uns hat das aber erst mal gereicht. Wir sind in die Stadt zurückgefahren, haben uns ein bisschen ausgeruht, was gegessen (im Weatherspoons „The Angel“ hatte ich Hühnchen) – und dann haben wir uns einen Swing-Kurs angeguckt, der um die Ecke angeboten wurde. Es waren überraschend viele Leute (ausnahmsweise mal Follower-Mangel). Wir haben einen Crash-Kurs Charleston bekommen, was viel Spaß gemacht hat, in der Hitze der Stadt aber auch sehr anstrengend war. Aber Charleston in London!

Stimmung:
erschöpft

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