Freiluftmuseum und Alte Meister
7 Oct 2020 09:48 pmAn einem Tag waren wir im Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen. Das ist – wenn ich es richtig verstanden habe – eines von sieben regionalen Freiluftmuseen in Baden-Württemberg und repräsentiert die fränkischen Landesteile. Es gibt mehr als 60 Gebäude, die hierher umgesetzt und rekonstruiert wurden. Ein Gehöft wohnte auch schon immer hier, andere kommen immer noch dazu.

Die Gebäude gruppieren sich nach Region bzw. Charakteristik, so gibt es zum Beispiel ein Weinbauerndorf und ein Waldbauerndorf. Es sind viele sehr alte Gebäude dabei, es gibt aber auch Beispiele aus der jüngeren Geschichte, Werkstätten, Gasthöfe, die lange genutzt wurden. Eine Schule, eine Kapelle, Armenhaus und Gefängnis – aber auch Kegelhalle, Bahnhof und Kramladen.

Das ist alles sehr hübsch anschaulich und so großflächig, dass wir nicht alles geschafft haben. Ich mag es, dass das Museum „belebt“ ist mit alten Haustierrassen, dass manchmal auch Handwerk vorgestellt wird, dass man im Gasthof einkehren und im Laden einkaufen kann. Das macht alles anschaulich und lebendig. Ich mochte es auch, dass es immer mal Lebensgeschichten von ehemaligen Bewohnern nachlesen konnte – oder Bewohnerinnen, weil die Frauenschicksale in einer Sonderaktion noch mal extra aufgearbeitet wurden. Sehr schön, die kommen historisch ja auch gerne zu kurz.

Daneben gab es auch baugeschichtliche Erläuterungen, um anschaulich zu machen, wie die Fachwerkhäuser über die Jahrhunderte gebaut wurden, wie sie bemalt und ausgestattet wurden und die Leute darin lebte. Und, wie die alten Häuser transloziert und rekonstruiert wurden.

Eine weitere Sonderausstellung beschäftigt sich mit der Minderheit der Jenischen, fahrenden Leuten, die wohl seit dem 30jährigen Krieg in Süddeutschland und der Schweiz unterwegs waren bzw. sind, oft als Scherenschleifer, Bürstenmacher, Musikanten… und die heute noch einen Anteil an Schaustellern und fahrenden Händlern stellen.

Hier der Blick in einen Wagen.
Mir sagte das was, ich hatte von den Jenischen schon mal gehört, wenn auch nicht so ausführlich und informativ, wie es im Museum präsentiert war. Es gab Informationen zur Lebensweise über die letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte, die Sprache und Kultur – und auch zur Ausgrenzung und Unterdrückung. Noch bis in die 70iger Jahre wurden den Jenischen die Kinder weggenommen, um sie „anständig zu sozialisieren“. Von den Gräueln der Nazizeit ganz zu schweigen, bei denen die „Fahrenden“, „Zigeuner“ und „Asozialen“ weggesperrt, getötet oder euthanasiert wurden – ohne dass es nach dem Krieg große Konsequenzen gab…
Ich habe aber auch gelernt, dass der Igel ein traditionell mit den Jenischen verbundenes Tier ist, weil er ein Überlebenskünstler ist. Und ich hab mir ein bisschen was von der Jenischen Sprache gemerkt, zu der es ein paar Einblicke zu hören und zu lesen gab. Ich hätte von selbst keins von den Worten erkannt, mag aber die anschauliche Wortbildung – so sind beispielsweise die Augen „Scheinling“ und die Butter „Schmierling“. Schmierling ist super. *g*
Wir sind ein paar Stunden im Museum unterwegs gewesen, haben gepicknickt und das glücklicherweise schöne Herbstwetter genossen. Alles haben wir nicht gesehen, dazu reichte die Zeit nicht – aber das ist schon ein sehr empfehlenswertes Museum.
*
Das andere Museum, das wir angeschaut haben, war die Johanniterkirche in Schwäbisch Hall, in der es Alte Meister zu sehen gab.

Die ursprünglich romanische, später gotisch ergänzte Kirche hat schon im 19. Jahrhundert ihre religiöse Funktion verloren. Sie wurde dann Lagerhalle, Turnhalle, wasauchimmer, bis sie nach umfangreicher Restaurierung seit 2008 als Ausstellungsraum der Alten Meister der Kunstsammlung Würth dient. Ich sprach ja schon vom Mäzen der Stadt. Hier kommt man dadurch in den (kostenfreien!) Genuss hochkarätiger Gemälde und Skulpturen aus dem 14. – 18. Jahrhundert.

Dabei sind so berühmte Namen wie Cranach, Hohlbein, Riemenschneider, Grünewald… da schlackern einem schon die Ohren bei der gesammelten Pracht.

Prunkstück der Sammlung ist im Moment die Darmstädter Madonna von Hans Hohlbein dem Jüngeren.

Mir haben auch andere Bilder sehr gut gefallen, das hat sich sehr gelohnt, da mal durchzuschlendern, auch wenn wir recht spät vor Toresschluss da waren und dann wortwörtlich rausgekehrt wurden (die Reinigungsfrau schrubbte uns hinterher). Vermutlich lohnen sich auch die anderen Museen der Kunstsammlungen Würth – aber so lange waren wir nicht in der Gegend. Ein andermal vielleicht…
Stimmung:
gebüldet

Die Gebäude gruppieren sich nach Region bzw. Charakteristik, so gibt es zum Beispiel ein Weinbauerndorf und ein Waldbauerndorf. Es sind viele sehr alte Gebäude dabei, es gibt aber auch Beispiele aus der jüngeren Geschichte, Werkstätten, Gasthöfe, die lange genutzt wurden. Eine Schule, eine Kapelle, Armenhaus und Gefängnis – aber auch Kegelhalle, Bahnhof und Kramladen.

Das ist alles sehr hübsch anschaulich und so großflächig, dass wir nicht alles geschafft haben. Ich mag es, dass das Museum „belebt“ ist mit alten Haustierrassen, dass manchmal auch Handwerk vorgestellt wird, dass man im Gasthof einkehren und im Laden einkaufen kann. Das macht alles anschaulich und lebendig. Ich mochte es auch, dass es immer mal Lebensgeschichten von ehemaligen Bewohnern nachlesen konnte – oder Bewohnerinnen, weil die Frauenschicksale in einer Sonderaktion noch mal extra aufgearbeitet wurden. Sehr schön, die kommen historisch ja auch gerne zu kurz.

Daneben gab es auch baugeschichtliche Erläuterungen, um anschaulich zu machen, wie die Fachwerkhäuser über die Jahrhunderte gebaut wurden, wie sie bemalt und ausgestattet wurden und die Leute darin lebte. Und, wie die alten Häuser transloziert und rekonstruiert wurden.

Eine weitere Sonderausstellung beschäftigt sich mit der Minderheit der Jenischen, fahrenden Leuten, die wohl seit dem 30jährigen Krieg in Süddeutschland und der Schweiz unterwegs waren bzw. sind, oft als Scherenschleifer, Bürstenmacher, Musikanten… und die heute noch einen Anteil an Schaustellern und fahrenden Händlern stellen.

Hier der Blick in einen Wagen.
Mir sagte das was, ich hatte von den Jenischen schon mal gehört, wenn auch nicht so ausführlich und informativ, wie es im Museum präsentiert war. Es gab Informationen zur Lebensweise über die letzten Jahrhunderte und Jahrzehnte, die Sprache und Kultur – und auch zur Ausgrenzung und Unterdrückung. Noch bis in die 70iger Jahre wurden den Jenischen die Kinder weggenommen, um sie „anständig zu sozialisieren“. Von den Gräueln der Nazizeit ganz zu schweigen, bei denen die „Fahrenden“, „Zigeuner“ und „Asozialen“ weggesperrt, getötet oder euthanasiert wurden – ohne dass es nach dem Krieg große Konsequenzen gab…
Ich habe aber auch gelernt, dass der Igel ein traditionell mit den Jenischen verbundenes Tier ist, weil er ein Überlebenskünstler ist. Und ich hab mir ein bisschen was von der Jenischen Sprache gemerkt, zu der es ein paar Einblicke zu hören und zu lesen gab. Ich hätte von selbst keins von den Worten erkannt, mag aber die anschauliche Wortbildung – so sind beispielsweise die Augen „Scheinling“ und die Butter „Schmierling“. Schmierling ist super. *g*
Wir sind ein paar Stunden im Museum unterwegs gewesen, haben gepicknickt und das glücklicherweise schöne Herbstwetter genossen. Alles haben wir nicht gesehen, dazu reichte die Zeit nicht – aber das ist schon ein sehr empfehlenswertes Museum.
*
Das andere Museum, das wir angeschaut haben, war die Johanniterkirche in Schwäbisch Hall, in der es Alte Meister zu sehen gab.

Die ursprünglich romanische, später gotisch ergänzte Kirche hat schon im 19. Jahrhundert ihre religiöse Funktion verloren. Sie wurde dann Lagerhalle, Turnhalle, wasauchimmer, bis sie nach umfangreicher Restaurierung seit 2008 als Ausstellungsraum der Alten Meister der Kunstsammlung Würth dient. Ich sprach ja schon vom Mäzen der Stadt. Hier kommt man dadurch in den (kostenfreien!) Genuss hochkarätiger Gemälde und Skulpturen aus dem 14. – 18. Jahrhundert.

Dabei sind so berühmte Namen wie Cranach, Hohlbein, Riemenschneider, Grünewald… da schlackern einem schon die Ohren bei der gesammelten Pracht.

Prunkstück der Sammlung ist im Moment die Darmstädter Madonna von Hans Hohlbein dem Jüngeren.

Mir haben auch andere Bilder sehr gut gefallen, das hat sich sehr gelohnt, da mal durchzuschlendern, auch wenn wir recht spät vor Toresschluss da waren und dann wortwörtlich rausgekehrt wurden (die Reinigungsfrau schrubbte uns hinterher). Vermutlich lohnen sich auch die anderen Museen der Kunstsammlungen Würth – aber so lange waren wir nicht in der Gegend. Ein andermal vielleicht…
Stimmung:
