Estland: Soomaa und Tallinn
18 Jul 2017 09:19 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Unser nächstes Quartier war in Tallinn – das sind von Sigulda aus reichlich 300 Kilometer, also eine ganz schön lange Tagesstrecke. Wir hatten vorher länger darüber sinniert, was wir unterwegs anschauen wollen und welche Route es sein soll. Letztendlich haben wir uns für Natur und gegen Stadtbesichtigung entschieden; Städte und Burgen und Strandpromenaden hatten wir ja schon einige. Stattdessen haben wir uns den Soomaa-Nationalpark ausgeguckt.
Soomaa heißt auf Deutsch Sumpfland. Es ist eine Gegend im Einzugsgebiet des Flusses Pärnu, die jedes Jahr überschwemmt wird. Man sagt, es gibt hier fünf Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Überschwemmung. Die kleinen Dörfer und Gehöfte waren früher in dieser Zeit ganz abgeschnitten und konnten nur noch mittels Einbaum erreicht werden. 1993 wurde der Nationalpark errichtet, um die besondere Landschaft zu schützen.

Das ist das Nationalparkzentrum. Um da hinzukommen mussten wir ein ganzes Stück auf Schotterstraßen durch den Wald fahren. Das Geschepper und Gerutsche ist mir mit Mietwagen ja immer nicht ganz geheuer – jeder asphaltierte Kilometer ist ein guter Kilometer – aber wir sind ja doch heil angekommen. Im Zentrum selbst waren sie sehr nett, haben uns Karten und gute Ratschläge gegeben, so dass wir uns ein bisschen was vom Nationalpark ansehen konnten.
Wir haben uns zunächst für den Biberweg entschieden, der gleich hinter dem Zentrum losging. Nicht den ganzen, wir wollten ja noch was anderes angucken. Und so sind wir nur das barrierefreie Stück des Weges gelaufen. Man sehe und staune, ganz selbstverständlich ein Bohlenweg in Rollstuhl- oder Kinderwagenbreite, rutschsicher und mit Ausweichstellen. Wäre es doch überall so einfach!

Der Biberweg führte durch einen Wald, Bruchwald würde ich sagen, mit sumpfigen Untergrund und Ausblick auf Fluss und Feuchtwiesen. Es gab Schilder, die Pflanzen und Tiere erklärten, das war alles sehr hübsch gemacht. Und die Natur und der Weg waren natürlich auch toll.

Biber haben wir allerdings keine gesehen. Elche auch nicht, aber ob man das als Fußgänger unbedingt möchte… ;)
Wir haben am Nationalparkzentrum noch gepicknickt, sind dann über die Schepperstraße wieder zurückgefahren bis zum Parkplatz des Riisa Bog Trail. Hier führt ein Bohlenweg auf knapp 5 Kilometern durch das Moor. Eine weite Fläche mit krüppeligen Kiefern und einem ganz eigenem Zauber.

Wieder gibt es einen Bohlenweg – einen Teil der Strecke wieder rollstuhlgerecht. Wir hatten den Weg auch größtenteils für uns allein, die Leute haben sich auf der Strecke schon verteilt. Und eigentlich konnte man pausenlos in alle Richtungen fotografieren, weil es überall so schön aussah.

Ab und zu gab es offenes Wasser, in den verschiedenen Stadien der Versumpfung. Durch die vielen Farben, die Wasser, Boden und Pflanzen hatten, wurde das auch nicht langweilig.

Auf der Hälfte der Strecke gab es einen Aussichtsturm, um die Landschaft mit mehr Überblick betrachten zu können. Endlose Landschaft, wie es von da oben schien, gesäumt von dunkelgrünen Streifen Wald. Der Bohlenweg führte hier für Fußgänger weiter, für Rollstühle und Kinderwagen war es die Wendestelle.

Das war wirklich sehr schön hier mitten im Moor bei Sonnenschein. Vogelstimmen und Libellensurren begleiteten uns, ansonsten gab es nur Wind und Wasser und Bäume. Ein ganz eigener Zauber, aber – zumindest bei Sonnenschein – kein bisschen bedrohlich oder unheimlich. Ein Stückchen hatten wir auch festen Boden unter den Füßen, als es durch einen Wald ging, zurück zum Parkplatz ging es dann weiter über den Bohlenweg. Doch man kann sich gut vorstellen, dass der Grund unter Moos und Wasser bodenlos ist.
Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, den Abstecher in das Sumpfland zu machen. Städte kann man ja immer mal haben – und Stadt hatten wir am Abend noch. Wir mussten ja noch rein nach Tallinn, was mit den Einbahnstraßen im Zentrum nicht ganz einfach ist. Wir haben uns aber ganz gut zurechtgefunden; das Hotel hatte tatsächlich auch einen (abschließbaren) Parkplatz. Allerdings hatten sie auch nur ein Doppelzimmer für uns, obwohl wir wie immer ein Twin gebucht haben. Das ließ sich am Abend nicht mehr ändern, aber am nächsten Tag konnten wir doch noch umziehen. Alles gut also.
Wir haben uns am Abend auch noch ein bisschen in der Stadt umgesehen. Die Altstadt war in bequemer Laufweite. Tallinn ist deutlich hügeliger als Vilnius oder Riga – und auch sehr viel mittelalterlicher, weil noch große Teile der Stadtmauer und der Befestigungsanlagen erhalten sind.

Die richtige Stadterkundung haben wir uns für einen anderen Tag aufgehoben. Wir haben uns nur ein bisschen umgesehen und was zu essen gesucht. Dabei war auch nicht zu übersehen, dass Tallinn die touristischste der baltischen Hauptstädte ist. Viele Leute und an den Restaurants standen Werber, die einen zum Einkehren bequatschen wollten. Das ist ja so gar nicht unseres, wir wollen das ja lieber selber entscheiden (was einfacher gewesen wäre, wenn Karten mit Preisen draußen zu finden wären). Wir haben uns auf einen Burgerladen eingelassen und durchaus gut gegessen, aber leicht genervt waren wir schon.
Auf dem Heimweg wollte ich dann noch mal das Meer sehen. Wir sind Richtung Hafen und haben einen russischen Monumentalbau erklommen; ein Bunker oder Bollwerk zur Grenzsicherung (oder Eroberung?) Richtung Finnland.

Mitten in der Stadt ein riesiger Lost Place, der aber immerhin tolle Aussicht auf das Meer und die Abendsonne bot. – Viel Abendsonne und lange Abendsonne, wir waren ja nun noch mal 300 Kilometer weiter nördlich. Das hat man deutlich gemerkt an der längeren Helligkeit. :)
Stimmung:
sonnig
Soomaa heißt auf Deutsch Sumpfland. Es ist eine Gegend im Einzugsgebiet des Flusses Pärnu, die jedes Jahr überschwemmt wird. Man sagt, es gibt hier fünf Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Überschwemmung. Die kleinen Dörfer und Gehöfte waren früher in dieser Zeit ganz abgeschnitten und konnten nur noch mittels Einbaum erreicht werden. 1993 wurde der Nationalpark errichtet, um die besondere Landschaft zu schützen.

Das ist das Nationalparkzentrum. Um da hinzukommen mussten wir ein ganzes Stück auf Schotterstraßen durch den Wald fahren. Das Geschepper und Gerutsche ist mir mit Mietwagen ja immer nicht ganz geheuer – jeder asphaltierte Kilometer ist ein guter Kilometer – aber wir sind ja doch heil angekommen. Im Zentrum selbst waren sie sehr nett, haben uns Karten und gute Ratschläge gegeben, so dass wir uns ein bisschen was vom Nationalpark ansehen konnten.
Wir haben uns zunächst für den Biberweg entschieden, der gleich hinter dem Zentrum losging. Nicht den ganzen, wir wollten ja noch was anderes angucken. Und so sind wir nur das barrierefreie Stück des Weges gelaufen. Man sehe und staune, ganz selbstverständlich ein Bohlenweg in Rollstuhl- oder Kinderwagenbreite, rutschsicher und mit Ausweichstellen. Wäre es doch überall so einfach!

Der Biberweg führte durch einen Wald, Bruchwald würde ich sagen, mit sumpfigen Untergrund und Ausblick auf Fluss und Feuchtwiesen. Es gab Schilder, die Pflanzen und Tiere erklärten, das war alles sehr hübsch gemacht. Und die Natur und der Weg waren natürlich auch toll.

Biber haben wir allerdings keine gesehen. Elche auch nicht, aber ob man das als Fußgänger unbedingt möchte… ;)
Wir haben am Nationalparkzentrum noch gepicknickt, sind dann über die Schepperstraße wieder zurückgefahren bis zum Parkplatz des Riisa Bog Trail. Hier führt ein Bohlenweg auf knapp 5 Kilometern durch das Moor. Eine weite Fläche mit krüppeligen Kiefern und einem ganz eigenem Zauber.

Wieder gibt es einen Bohlenweg – einen Teil der Strecke wieder rollstuhlgerecht. Wir hatten den Weg auch größtenteils für uns allein, die Leute haben sich auf der Strecke schon verteilt. Und eigentlich konnte man pausenlos in alle Richtungen fotografieren, weil es überall so schön aussah.

Ab und zu gab es offenes Wasser, in den verschiedenen Stadien der Versumpfung. Durch die vielen Farben, die Wasser, Boden und Pflanzen hatten, wurde das auch nicht langweilig.

Auf der Hälfte der Strecke gab es einen Aussichtsturm, um die Landschaft mit mehr Überblick betrachten zu können. Endlose Landschaft, wie es von da oben schien, gesäumt von dunkelgrünen Streifen Wald. Der Bohlenweg führte hier für Fußgänger weiter, für Rollstühle und Kinderwagen war es die Wendestelle.

Das war wirklich sehr schön hier mitten im Moor bei Sonnenschein. Vogelstimmen und Libellensurren begleiteten uns, ansonsten gab es nur Wind und Wasser und Bäume. Ein ganz eigener Zauber, aber – zumindest bei Sonnenschein – kein bisschen bedrohlich oder unheimlich. Ein Stückchen hatten wir auch festen Boden unter den Füßen, als es durch einen Wald ging, zurück zum Parkplatz ging es dann weiter über den Bohlenweg. Doch man kann sich gut vorstellen, dass der Grund unter Moos und Wasser bodenlos ist.
Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, den Abstecher in das Sumpfland zu machen. Städte kann man ja immer mal haben – und Stadt hatten wir am Abend noch. Wir mussten ja noch rein nach Tallinn, was mit den Einbahnstraßen im Zentrum nicht ganz einfach ist. Wir haben uns aber ganz gut zurechtgefunden; das Hotel hatte tatsächlich auch einen (abschließbaren) Parkplatz. Allerdings hatten sie auch nur ein Doppelzimmer für uns, obwohl wir wie immer ein Twin gebucht haben. Das ließ sich am Abend nicht mehr ändern, aber am nächsten Tag konnten wir doch noch umziehen. Alles gut also.
Wir haben uns am Abend auch noch ein bisschen in der Stadt umgesehen. Die Altstadt war in bequemer Laufweite. Tallinn ist deutlich hügeliger als Vilnius oder Riga – und auch sehr viel mittelalterlicher, weil noch große Teile der Stadtmauer und der Befestigungsanlagen erhalten sind.

Die richtige Stadterkundung haben wir uns für einen anderen Tag aufgehoben. Wir haben uns nur ein bisschen umgesehen und was zu essen gesucht. Dabei war auch nicht zu übersehen, dass Tallinn die touristischste der baltischen Hauptstädte ist. Viele Leute und an den Restaurants standen Werber, die einen zum Einkehren bequatschen wollten. Das ist ja so gar nicht unseres, wir wollen das ja lieber selber entscheiden (was einfacher gewesen wäre, wenn Karten mit Preisen draußen zu finden wären). Wir haben uns auf einen Burgerladen eingelassen und durchaus gut gegessen, aber leicht genervt waren wir schon.
Auf dem Heimweg wollte ich dann noch mal das Meer sehen. Wir sind Richtung Hafen und haben einen russischen Monumentalbau erklommen; ein Bunker oder Bollwerk zur Grenzsicherung (oder Eroberung?) Richtung Finnland.

Mitten in der Stadt ein riesiger Lost Place, der aber immerhin tolle Aussicht auf das Meer und die Abendsonne bot. – Viel Abendsonne und lange Abendsonne, wir waren ja nun noch mal 300 Kilometer weiter nördlich. Das hat man deutlich gemerkt an der längeren Helligkeit. :)
Stimmung:
