Sigulda und Turaida
18 Jul 2017 08:54 pmIch sagte ja schon, dass sich Sigulda in der Lettischen Schweiz befindet. Nicht, dass es hier hohe Berge gibt – aber es gibt ein tiefes Tal, mit dem sich der Fluss Gauja in die Ebene gegraben hat. Die Landschaft ringsum ist der Gaujas-Nationalpark und bietet schöne Gelegenheit zum Wandern, Radfahren und eben draußen aktiv sein.
Die Anhöhen über dem Fluss boten aber auch immer schon strategischen Nutzen, so dass sich in und um Sigulda drei Burgen befinden, die in Sichtweite voneinander über das Tal wachen (und übereinander). Da ist zum einen in der Stadt selbst die Ordensburg der Schwertbrüder (livländischer Zweig der Deutschordensritter). Auf der anderen Seite der Gauja befindet sich die Burg Turaida, die 1214 der Bischof von Riga errichten ließ. Turaida wurde Bischofssitz und sollte als Gegengewicht zur Burg des Schwertbrüderordens dienen. Davor gab es wohl eine livländische Holzburg; die (heidnischen) Livländer waren aber schon Anfang des 13. Jahrhundert besiegt und auch christianisiert worden. Liven gibt es übrigens immer noch als Minderheit in Lettland, aber nur noch mit etwa 200 Angehörigen.
Nach dieser historischen Einordnung kommen wir also zu den einzelnen Burgen. ;)

Zuerst haben wir die Burg Turaida besichtigt, die als rekonstruierte Anlage touristischer Hauptanziehungspunkt ist. Auf dem Gelände ringsum gibt es auch (mal wieder) einen Skulpturengarten, eine alte Holzkirche, ein kleines Museum zur Geschichte der Liven und einen Volksliederhügel.

Die Burg ist wirklich hübsch restauriert. Man kann auf den Turm steigen. Einige Räume sind innen restauriert, wie die Kammer des Bischofes. Es gibt wissenswertes zu den Fundstücken, die im Rahmen der Bauarbeiten ausgegraben wurden. Und alles ist hübsch anschaulich dargestellt. Die Aufsichten der einzelnen Räume liefen auch gewandet umher – ohne dass es aber groß Interaktionen gab; irgendwie erwarte ich bei gewandeten Leuten automatisch Beteiligung.

Wir haben jedenfalls gelernt, dass der Herr Bischof bereits eine Heizung hatte und dass auch damals schon Tiere ihre Tapsen an unpassenden Stellen hinterlassen haben. ;)
Netterweise gab es Sonnenschein, solange wir die Burg besichtigt haben; das macht sich auf den Fotos immer besser. Ein Regenguss überraschte uns auf dem Rückweg, da haben wir solange in der Holzkirche Schutz gesucht. Dort haben sie mit einem Filmchen mittels Sandmalerei die Legende der „Rose von Turaida“ illustriert. Die Geschichte soll sich hier abgespielt haben und das Grab der Rose von Turaida ist ein beliebtes Touristenziel.
Maia Rose war ein Waisenmädchen, das Anfang des 17. Jahrhunderts vom Herren der Burg wie eine Tochter aufgezogen wurde. Sie war wunderschön und sittsam und rein. Sie liebte Viktor Heil, einen aus Deutschland eingewanderten Gartenbaumeister. Ein polnischer Söldner hatte aber ebenfalls ein Auge auf das Mädchen geworfen. Durch einen falschen Boten ließ er sie in die Gutmannshöhle unterhalb der Burg locken, dem Treffpunkt mit ihrem Liebsten. Aber da wartete nur der Söldner, der sie vergewaltigen wollte. Rose versprach ihm ein wundertätiges Halstüchlein, wenn er sie verschone. Das Tüchlein würde unverwundbar machen; er solle es an ihr erproben. Der als abergläubisch bekannte Söldner versetzte Rose daraufhin einen Schwerthieb gegen den Hals – Rose brach zusammen und starb, lieber tot, als entehrt. Der Söldner hat sich erhängt, der Liebste wurde zunächst des Mordes beschuldigt, dann aber nach Aufklärung des Dramas freigesprochen. Er ging nach Deutschland zurück, nachdem er auf dem Grab seiner Rose eine Linde gepflanzt hatte. Die Linde steht da heute noch.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was an der Geschichte wirklich romantisch sein soll mit Vergewaltigung und Tod…
Die Gutmannshöhle unterhalb der Burg haben wir übrigens auch besichtigt. Das Flusstal hat hier eine Art Steilwand geschaffen. Das auch hier schon lange Touristen vorbeikommen, sieht man an den Wappen und Ritzzeichnungen, die sie um die Höhle in den Felsen gekratzt haben.

Wenn sie alt genug sind, werden Schmierereien auch wieder Kunst. ;)
Wir sind neben der Höhle noch mittels einerendlosen Treppe zu einem Aussichtspunkt aufgestiegen. Auch oben am Rand des Hochlandes kann man vermutlich schön entlangwandern.
Zurück in Sigulda haben wir uns dann die Ordensburg angeschaut.

Sigulda (zu Deutsch Segewold) hat neben der Burgruine noch ein Neues Schloss, das sich im 19. Jahrhundert ein wohlhabender Gutsbesitzer errichten ließ. Es bildet so einen spannenden Kontrast zum Mittelalter.
Von der Burg selbst ist weniger erhalten (oder wieder aufgebaut) als von Turaida. Trotzdem ist sie mit ihrem roten Templerkreuz sehr eindrucksvoll. Sie wirkt rustikaler mit den rohen Mauerresten, aber das hat mir trotzdem gut gefallen.

Ein hölzerner Wehrgang wurde restauriert, so wie ein Wachturm mit Blick auf Turaida und Krimulda. Im Sommer finden hier Opernfestspiele statt, daher gibt es eine feste Bühne mit Publikumsbereich.
Für uns hat aber der Rundgang gereicht. Im Gegensatz zu Turaida waren wir hier auch fast die einzigen Touristen, das ist natürlich für eine Erkundungstour auch immer sehr angenehm. :)
Im Ort sind wir dann an den Spazierstöcken vorbeigelaufen, die das touristische Markenzeichen der Stadt sind. Wir waren in der Kirche und sind nach Aufforderung eines alten Mütterchens auch auf den Turm gestiegen.

Das war überraschend nett. Einerseits gab es unterwegs Kunst aus Knöpfen zu sehen. Andererseits war es auch eine ganz normale Dorfkirche und der Aufstieg erschien ganz abseits von touristischen Wegen.
Sigulda – oder allgemein der Gaujas-Nationalpark – hat sich uns von seiner apriligen Seite gezeigt. Das Wetter war hier unberechenbar und wechselhaft; es konnte aus strahlend blauem Himmel gewittern und schütten. Minuten später herrschte wieder harmloser Sonnenschein. Wir sind also auch mal nass geworden auf dem Weg zur Seilbahn. ;)

Die Seilbahn überquert das Tal der Gauja, von Sigulda nach Krimulda. An dem Tag fanden aber gerade Wartungsarbeiten statt, so dass wir nur von außen geguckt haben. Außerdem sind wir am Abend noch zur Bobbahn gelaufen, um der Vollständigkeit auch die anzugucken.

Gegessen haben wir mittags was Süßes in einer „Eklers“-Konditorei und abends wieder bei den netten Mädels vom Bistro. ;)
Stimmung:
etwas fußlahm
Die Anhöhen über dem Fluss boten aber auch immer schon strategischen Nutzen, so dass sich in und um Sigulda drei Burgen befinden, die in Sichtweite voneinander über das Tal wachen (und übereinander). Da ist zum einen in der Stadt selbst die Ordensburg der Schwertbrüder (livländischer Zweig der Deutschordensritter). Auf der anderen Seite der Gauja befindet sich die Burg Turaida, die 1214 der Bischof von Riga errichten ließ. Turaida wurde Bischofssitz und sollte als Gegengewicht zur Burg des Schwertbrüderordens dienen. Davor gab es wohl eine livländische Holzburg; die (heidnischen) Livländer waren aber schon Anfang des 13. Jahrhundert besiegt und auch christianisiert worden. Liven gibt es übrigens immer noch als Minderheit in Lettland, aber nur noch mit etwa 200 Angehörigen.
Nach dieser historischen Einordnung kommen wir also zu den einzelnen Burgen. ;)

Zuerst haben wir die Burg Turaida besichtigt, die als rekonstruierte Anlage touristischer Hauptanziehungspunkt ist. Auf dem Gelände ringsum gibt es auch (mal wieder) einen Skulpturengarten, eine alte Holzkirche, ein kleines Museum zur Geschichte der Liven und einen Volksliederhügel.

Die Burg ist wirklich hübsch restauriert. Man kann auf den Turm steigen. Einige Räume sind innen restauriert, wie die Kammer des Bischofes. Es gibt wissenswertes zu den Fundstücken, die im Rahmen der Bauarbeiten ausgegraben wurden. Und alles ist hübsch anschaulich dargestellt. Die Aufsichten der einzelnen Räume liefen auch gewandet umher – ohne dass es aber groß Interaktionen gab; irgendwie erwarte ich bei gewandeten Leuten automatisch Beteiligung.

Wir haben jedenfalls gelernt, dass der Herr Bischof bereits eine Heizung hatte und dass auch damals schon Tiere ihre Tapsen an unpassenden Stellen hinterlassen haben. ;)
Netterweise gab es Sonnenschein, solange wir die Burg besichtigt haben; das macht sich auf den Fotos immer besser. Ein Regenguss überraschte uns auf dem Rückweg, da haben wir solange in der Holzkirche Schutz gesucht. Dort haben sie mit einem Filmchen mittels Sandmalerei die Legende der „Rose von Turaida“ illustriert. Die Geschichte soll sich hier abgespielt haben und das Grab der Rose von Turaida ist ein beliebtes Touristenziel.
Maia Rose war ein Waisenmädchen, das Anfang des 17. Jahrhunderts vom Herren der Burg wie eine Tochter aufgezogen wurde. Sie war wunderschön und sittsam und rein. Sie liebte Viktor Heil, einen aus Deutschland eingewanderten Gartenbaumeister. Ein polnischer Söldner hatte aber ebenfalls ein Auge auf das Mädchen geworfen. Durch einen falschen Boten ließ er sie in die Gutmannshöhle unterhalb der Burg locken, dem Treffpunkt mit ihrem Liebsten. Aber da wartete nur der Söldner, der sie vergewaltigen wollte. Rose versprach ihm ein wundertätiges Halstüchlein, wenn er sie verschone. Das Tüchlein würde unverwundbar machen; er solle es an ihr erproben. Der als abergläubisch bekannte Söldner versetzte Rose daraufhin einen Schwerthieb gegen den Hals – Rose brach zusammen und starb, lieber tot, als entehrt. Der Söldner hat sich erhängt, der Liebste wurde zunächst des Mordes beschuldigt, dann aber nach Aufklärung des Dramas freigesprochen. Er ging nach Deutschland zurück, nachdem er auf dem Grab seiner Rose eine Linde gepflanzt hatte. Die Linde steht da heute noch.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was an der Geschichte wirklich romantisch sein soll mit Vergewaltigung und Tod…
Die Gutmannshöhle unterhalb der Burg haben wir übrigens auch besichtigt. Das Flusstal hat hier eine Art Steilwand geschaffen. Das auch hier schon lange Touristen vorbeikommen, sieht man an den Wappen und Ritzzeichnungen, die sie um die Höhle in den Felsen gekratzt haben.

Wenn sie alt genug sind, werden Schmierereien auch wieder Kunst. ;)
Wir sind neben der Höhle noch mittels einer
Zurück in Sigulda haben wir uns dann die Ordensburg angeschaut.

Sigulda (zu Deutsch Segewold) hat neben der Burgruine noch ein Neues Schloss, das sich im 19. Jahrhundert ein wohlhabender Gutsbesitzer errichten ließ. Es bildet so einen spannenden Kontrast zum Mittelalter.
Von der Burg selbst ist weniger erhalten (oder wieder aufgebaut) als von Turaida. Trotzdem ist sie mit ihrem roten Templerkreuz sehr eindrucksvoll. Sie wirkt rustikaler mit den rohen Mauerresten, aber das hat mir trotzdem gut gefallen.

Ein hölzerner Wehrgang wurde restauriert, so wie ein Wachturm mit Blick auf Turaida und Krimulda. Im Sommer finden hier Opernfestspiele statt, daher gibt es eine feste Bühne mit Publikumsbereich.
Für uns hat aber der Rundgang gereicht. Im Gegensatz zu Turaida waren wir hier auch fast die einzigen Touristen, das ist natürlich für eine Erkundungstour auch immer sehr angenehm. :)
Im Ort sind wir dann an den Spazierstöcken vorbeigelaufen, die das touristische Markenzeichen der Stadt sind. Wir waren in der Kirche und sind nach Aufforderung eines alten Mütterchens auch auf den Turm gestiegen.

Das war überraschend nett. Einerseits gab es unterwegs Kunst aus Knöpfen zu sehen. Andererseits war es auch eine ganz normale Dorfkirche und der Aufstieg erschien ganz abseits von touristischen Wegen.
Sigulda – oder allgemein der Gaujas-Nationalpark – hat sich uns von seiner apriligen Seite gezeigt. Das Wetter war hier unberechenbar und wechselhaft; es konnte aus strahlend blauem Himmel gewittern und schütten. Minuten später herrschte wieder harmloser Sonnenschein. Wir sind also auch mal nass geworden auf dem Weg zur Seilbahn. ;)

Die Seilbahn überquert das Tal der Gauja, von Sigulda nach Krimulda. An dem Tag fanden aber gerade Wartungsarbeiten statt, so dass wir nur von außen geguckt haben. Außerdem sind wir am Abend noch zur Bobbahn gelaufen, um der Vollständigkeit auch die anzugucken.

Gegessen haben wir mittags was Süßes in einer „Eklers“-Konditorei und abends wieder bei den netten Mädels vom Bistro. ;)
Stimmung:
