rabensturm: (feder)
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Mehr Steine – und das war ein Tag mit spektakulären Objekten, wo sich auch ein Besucherzentrum oder ein Tagesausflug für Bustouristen anbieten würde. Aber in deutschen Wäldern scheint das nicht so interessant zu sein wie in Schottland oder der Bretagne…

Wir haben begonnen bei Station 28 a, der Visbeker Braut:



Das Ding ist groß. Es sind die Reste eines 80 Meter langen Hünengrabes, mit noch mehr als 80 Steinen. Die Einfassung umschließ eine einzige, relativ kleine Steinkammer, etwa in der Mitte der Anlage. Wenn man vom Nordosten drauf schaut, scheint man in einen langen Gang zu schauen, am Ende ein halbrunder Kreis aus Steinen, ich finde ja, das sieht einladend aus.

Der Sage nach handelt es sich um einen versteinerten Brautzug. Ein junges Mädchen aus der Gegend sollte gezwungen werden, einen reichen, aber verhassten Mann zu heiraten. Als sie mit ihrem Brautzug in die Nähe des Ortes kam, soll sie gebetet haben, dass sie lieber zu Stein erstarren möge, als den verhassten Mann heiraten zu müssen. So geschah es – und 4 Kilometer entfernt steht der Visbeker Bräutigam, der ebenfalls erstarrte. Zu dem kommen wir später – historisch haben die Monumente wohl aber nichts miteinander zu tun.

Gleich um die Ecke bei der Braut gab es noch die Großen Steine bei Thölstedt (Station 28 b)



Die waren jetzt nicht so spektakulär, aber da fanden wir eine Winzstraße, die um die Baustelle bei Visbek führte und uns Umwege ersparte. Das war schon mal praktisch. Der Ort Visbek soll eine hübsche alte Kirche haben – wir kurvten aber nur etwas verwirrt durch den Innenstadtbereich.

Wir haben dann aber doch den Weg zum Visbeker Bräutigam gefunden, uns an einer Straßensperrung vorbeigequetscht, um noch auf den Parkplatz zu kommen. Und dann gab es da eine ganze Reihe sehr sehenswerter Dinge.

Zuerst der Heidenopfertisch (24 b)



Der Name Heidenopfertisch stammt aus dem 19. Jahrhundert, als die Romantiker den Platz entdeckten. Er könnte beispielsweise auch Vorlage gewesen sein für ein Bild von Caspar David Friedrich, zuletzt hier gesehen in den Alten Meistern:



Tatsächlich ist es ein Großsteingrab der Trichterbecherkultur (3500 – 2800 v. Chr.). Vermutlich ist es auch den Romantikern zu verdanken, dass ringsum ein Eichenhain wächst, es gibt auch eine Ausflugsgaststätte, die bei unserem Besuch allerdings geschlossen war.

Durch den Wald führen dann Wander- und Radwege zunächst zu Visbeker Bräutigam. Der ist quasi in Hörweite der Autobahn A1, da muss man froh sein, dass die Bauarbeiten nicht näher ran gingen und was zerstört haben.

Der Bräutigam also. Hinter dieser Station (24 a) verbergen sich tatsächlich fünf Monumente, die vielleicht nicht unbedingt was miteinander zu tun haben. Es gibt Grabhügel und verhältnismäßig kleine Gräber – und natürlich den eigentlichen Visbeker Bräutigam, der so groß ist, dass man ihn gar nicht recht auf ein Foto bekommt:



Ursprünglich waren es 107 Findlinge, noch heute bringt er es auf eine Länge knapp über 100 m und eine Breite von 8 bis 9 m. Das ist so lang, dass man es auch nur schwer überblicken kann, zumal im Wald, wo die Bäume einen Blick mit Abstand verhindern. Eine Drohne wäre vermutlich praktisch. ;)

Als wir dazukamen, waren zwei Herren grad damit beschäftigt, das Grab auszumessen. Sah aus wie Lehrer und Schüler oder Dozent und Hiwi – nachdem wir uns auf dem Rückweg aber mit ihm unterhalten haben, würde ich eher auf Heimatforscher und Enkel tippen. ;) Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand tatsächlich jahrelang wissenschaftlich forscht und sich dann nicht auch die anderen Steine anschaut, die in Laufweite von diesem Monument stehen. Er hat uns aber spannende Theorien über Mond- und Sonnenanbetung erzählt, einen Priesterkönig – wo mir bei Mondzyklus ja immer „Vielleicht eher eine Priesterin?“ auf der Zunge liegt. Aber nein, wir haben nur brav zugehört und keine gegenteiligen Theorien verkündet. ;) Und vielleicht war es ja auch ein Professor und wir nur zu banausig, das zu erkennen.

Auf jeden Fall ist der Visbeker Bräutigam ein Ding von unglaublichen Ausmaßen (ich mochte die Braut aber lieber).

Ein, zwei Kilometer Fußweg im Wald finden sich dann die Kellersteine (24 c und d) – wenn man sie denn findet. Die kleine Karte und auch Google brachten uns nur in die ungefähre Richtung, so dass wir da ein bisschen rumgeirrt sind. Rückzu dann auch noch mal, aber immerhin war der Wald nett und die Steine auch:



Die beiden Gräber liegen nur ein paar Meter auseinander und sind sehr malerisch im Wald. Nur eben nicht ganz so leicht zu finden.

Wir sind dann weitergefahren nach Kleinenkneten, das wiederum sehr sehenswerte Monumente bot. Auch hier gibt’s wieder mehrere Steine auf kleiner Fläche, 25 a bis c.

Ein rekonstruiertes Hünenbett von beeindruckenden Ausmaßen:



Man kann auch in die Kammer reinkriechen, die ist auch nicht ganz so eng, wie das andere rekonstruierte Grab, das wir bei Groß Berßen schon gesehen haben. Ich finde jedenfalls auch die Hügelgräber interessant, das gibt noch mal einen ganz anderen Blick auf die Monumente und wie es früher ausgesehen hat.

Gleich daneben gibt es noch ein zweites Hünenbett ohne Hügel:



Es weist drei Kammern auf, was wohl sehr selten ist. Eventuell war es auch ursprünglich eine zweikammrige Anlage, und die dritte wurde nachträglich noch dazwischengefügt.

Und ein Grab „normaler“ Größe gab es auch gleich noch:



Nicht so beeindruckend wie die anderen, aber im Ensemble natürlich spannend. Dass die Menschen damals nicht nur eine unglaubliche Bauanstrengung auf sich genommen haben, sondern unzählige auf relativ engem Raum.

Wir sind weitergefahren zum Pestruper Gräberfeld (26), wo uns zunächst der große neue Parkplatz erstaunte. Aber hier scheint Wandergebiet zu sein und das Gräberfeld befindet sich in einer hübschen Heidelandschaft, die auch ohne historisches Interesse einen Spaziergang wert ist.



Um genau zu sein, sieht man wieder mal nicht viel von den Grabhügeln, mit über 530 größeren und kleineren Grabhügeln ist es allerdings die größte bronze- und eisenzeitliche Nekropole des nördlichen Mitteleuropas. Die meisten Grabhügel sind kreisrund und etwa einen Meter hoch und sehr viel jünger als die benachbarten Großsteingräber. Sie stammen vermutlich aus der Zeit von 900bis 200 v. Chr. Es gibt aber auch Langhügel.

Aber wie gesagt, zu sehen ist nicht viel. Heide ist natürlich trotzdem hübsch, zumal sie begann zu blühen. Da es allerdings anfing zu regnen, haben wir uns mit einer kleinen Runde begnügt.

Nächster Anlaufpunkt war Station 27, wo wir aber nur die Hohen Steine gefunden habe (a) nicht aber die Bargloyer Steinkiste (b).



Die waren noch mal nett und dann hat es auch gereicht für den Tag. Ich kann aber grad nicht mehr rekonstruieren, ob wir dann noch mal essen waren oder bei uns auf dem Reiterhof geblieben sind…

Stimmung:
historisch

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