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Romantik in Russland und Deutschland im Albertinum

Hier in Sachsen war ja jetzt coronamäßig eine ganze Weile alles zu, was Kultur betrifft, erst letztes Wochenende haben die ersten Museen zaghaft angefangen, wieder zu öffnen. Ich hatte schon eine Weile Sehnsucht nach Kultur und habe mich von dem noch spärlichen Angebot für obige Ausstellung entschieden. Ich mag das Albertinum und die Neuen Meister, tatsächlich war das auch das erste Museum, dass ich 2020 nach dem Lockdown besucht habe, damals zur Ausstellung Mondsüchtig, in der es um Mondbilder/Nachtbilder der Romantik ging.

Diesmal war das romantische Thema weiter gefasst und wurde in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Tretjakow-Galerie Moskau erstellt. „Träume von Freiheit – Romantik in Russland und Deutschland“



Soweit ich es verstanden habe, wurde die Ausstellung auch erst in Moskau gezeigt, bevor sie nach Dresden kam. Ich zitiere aus dem Flyer: “Träume von Freiheit befasst sich mit der Krise des Subjekts zu Beginn des 19. Jahrhunderts und dem damit verbundenen Kampf um Freiheit. Freiheitliche Ideen der französischen Revolution verbreiteten sich über ganz Europa, gleichzeitig überzieht Napoleon den Kontinent mit Krieg. Die konservativen Regierungen in Russland und den deutschen Staaten zielen darauf, Bürgerrechte einzuschränken. Dieser Zeit des Umbruchs stellen die Künstler*innen der Romantik einen von Gefühlen dominierten künstlerischen Kosmos mit revolutionärem Potential entgegen.“

Das Ganze wurde in einer „labyrinthischen und nonlinearen Struktur“, gestaltet vom Stararchitekten Libeskind, gezeigt, aufgeteilt in verschiedene Themengebiete wie Heimat, Religion, Nachtlandschaften, Selbstporträts, Unmöglichkeit der Freiheit… und besondere Bereiche für die Künstler Carus, Friedrich, Wenzianow und Iwanow. Das war hübsch gemacht, man konnte da immer wieder neue Einblicke haben und gemütlich herummäandern. – Allerdings fand ich es teilweise arg eng. Auch ohne Corona, das einem Enge ungemütlich macht, gab es Stellen, da wär ich lieber weiter zurückgegangen, um einen besseren Blick auf ein Bild zu haben. Ging aber nicht, weil dann Wand war.

Die Bilder nun also. Ich geb ja zu, dass mich die von Caspar David Friedrich nicht mehr vom Hocker hauen, weil ich die Dresdner Bilder inzwischen schon ein paar Mal gesehen habe. Aber sie hatten auch Friedrichse aus anderen Museen, das war natürlich schon sehenswert und insgesamt sehr hochklassig.

Hier erst mal eine kleine Auswahl an Lieblingsbildern:





Ich habe gelernt, dass es einen durchaus regen Austausch der deutschen und russischen Künstler gab, bzw. diese auch im jeweils anderen Land wirkten. Außerdem war das auch die Zeit, in der Künstler gerne zum Studium nach Italien zogen – da müssen sich alle getroffen haben. Ich bin ein bisschen neidisch auf die Profession des Reisekünstlers, malender Reisebegleiter junger Adligen auf der Grand Tour….

Neben Bildern gab es noch eine Reihe anderer Ausstellungsstücke – der Taktstock von Carl Maria von Weber, die Stiefel Napoleons, der Reisepass von Ludwig Richter:



Den Reisepass fand ich besonders spaßig, weil da links die Beschreibung des Reisenden steht – irgendwie musste man die Leute halt identifizieren, bevor es Fotos gab. Die Liste der Merkmale lautet: Alter, Größe, Haare, Stirn, Augenbraun, Augen, Nase, Mund, Bart, Kinn, Gesicht, Gesichtsfarbe (hier: gesund), besondere Zeichen.

Was ich auch immer spaßig und interessant finde, wenn man die Erschaffung der Bilder nachvollziehen kann. Hier gab es immer mal Entwurfszeichnungen und Studien zu sehen und auch ein halbfertiges Bild.



Sowas sehe ich gerne. :)

Ansonsten möchte ich mitteilen, dass es immerhin zwei Bilder einer Künstlerin gab, der russischen Malerin Sofja Wassiljewna Suchowo-Kobylina. Immerhin.

Der Ausgang ging durch den Mosaiksaal - da hab ich auch das Foto von der Eule gemacht, was so hübsch passt, wie sie fliegt mit den Träumen von Freiheit im Hintergrund. :) Im Mosaiksaal habe ich auch eine Aufsicht gefragt, ob da jemand was vergessen hat oder ob das Kunst ist, ömmm.

In den Klingnersaal konnte ich leider nur einen Blick von außen werfen, aber es war auch so schon eine ganze Menge Kultur.

Coronamaßnahmen fand ich halbwegs vertrauenserweckend. 2G mit Timeslot, beides wurde gut kontrolliert, toll die Leute, die bei der Kontrolle erst mal die Maske absetzen, um das Handy mit Gesichtserkennung zu entsperren und dann gleich noch mal, weil das nicht will und Moment, ich hab‘s gleich, nein, ich fang noch mal an…

Es war viel los – das spricht für die Kunstbegeisterten und die Ausstellung – wurde an manchen Stellen aber doch ganz schön eng. Mit so vielen Leuten war ich ewig nicht in einem Raum, auch wenn es natürlich sehr große Räume sind. Hoffen wir mal, dass das nicht zu riskant war. Nach all der Zeit der Nichtunternehmungen fühlte es sich jedenfalls schon wie ein Abenteuer an, überhaupt was vorzuhaben. :)

Stimmung:
Kultur!
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