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Man geht ja immer zu wenig ins Theater, so haben wir die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und sind in eine Operette gegangen, als Silvio das vorschlug. Die Staatsoperette spielt „Die Fledermaus“ von Johann Strauß. Auch so ein Ding, von dem man schon oft gehört hat, das ich aber noch nie im ganzen gesehen hatte. Aber jetzt. :)
Die Staatsoperette wohnt ja jetzt im Kraftwerk Mitte, ich erwähnte schon, dass das eine tolle Location ist, wo mir das Zusammenspiel von alt und neu sehr gut gefällt. Weil es neu ist, hat man natürlich auch bühnentechnisch alle Möglichkeiten, das war hier super eingesetzt. Tolles Bühnenbild, tolle Nutzung der Technik und ebenfalls tolle Kostüme. Das war wirklich was fürs Auge.
Die Handlung der Operette wurde ins frühe 20. Jahrhundert in ein Hotel versetzt. Die Bühne drehte sich, zeigte die verschiedenen Räume des Hotels, wo es wie in einem Wimmelbild überall viel zu sehen gab. Gäste, Personal, Wäschekammer, Spielzimmer, Foyer… dazu wirklich viele Leute auf der Bühne, so dass immer und überall was los war.
Es geht um ein Verwirrspiel, Betrug und Verführung, inszeniert vom Hoteldirektor Falk, der sich an Herrn von Eisenstein für eine ihm einst zugefügte Schmach rächen will. Eisenstein betrügt seine Frau und sie ihn auch, das Stubenmädchen Adele strebt nach Höherem und dann ist da noch der junge Prinz Orlofsky, der sich alles kaufen kann und schon gelangweilt ist vom Leben. Auf seinem Fest geht es hoch her, bevor am nächsten Morgen, verkatert im Gefängnis, die Versteckspiele gelüftet werden.
Ich habe jetzt beim Nachlesen des Stückes gelernt:
- Johann Strauß hat (wie erwartet) das Libretto nicht selbst geschrieben
- Strauß hat die Rolle des Prinzen Orlofsky als Hosenrolle für einen Mezzosopran angelegt – das der Prinz und seine ganze Entourage so queer daherkamen, passte also durchaus zum Original
- Frosch, der Gefängniswärter, improvisiert im dritten Akt in einer Persiflage aktueller örtlicher Ereignisse – auch das ist also keine Erfindung dieser Inszenierung
Froschs Monolog war dann tatsächlich auch etwas mühsam, mit all den Themen von vegan und bio, political correctness, Rammstein und Sonneberg, Wärmepumpen und was nicht alles – die Jugend von heute würde wohl sagen „cringe“. Vor allem war es auch zu lang und passte nicht so recht zum Rest. Aber gut, musste wohl sein, Silvio fühlte sich gar an einen Zwangseinschub politischer Botschaften erinnert, die früher in Kultur oft enthalten sein mussten. Ganz so schlimm fad ichs nicht, aber halt… mühsam (mich kann man mit politischem Kabarett aber auch jagen).
Ein bisschen unzusammenhängend fand ich auch den Lobgesang auf ihre Heimat, den die ungarische Gräfin (Frau von Eisenstein in Verkleidung) zum Besten gab, da fehlten mir ein paar Worte zum Übergang oder zur Einleitung.
Super fand ich hingegen den Prinzen Orlofsky mit seiner lässigen, düsteren, lebenssatten Art, der verinnerlich hatte, dass man mit Geld alles und jeden kaufen kann und damit herrscht über die Menschen: „Hier bei meinem Fest kann jeder Maske tragen, wie es ihm oder ihr – oder mir – gefällt“. Seine Regeln, sein Spielplatz. Dabei herrschte immer ein queerer, erotischer Unterton, so dass auch das Fest mehr nach Orgie aussah als nach Souper. Das hat die Schauspielerin echt super gemacht – und auch, dass sie mit ihrer Truppe „Bad Guy“ von Billie Eilish gerockt haben, passte gut dazu. Und die Mäntel natürlich! Der weiße Pelz und die Glitzerrobe! Wie gesagt, die Kostüme waren alle fantastisch!
Was nun die Musik angeht, für die man ja wohl eigentlich in eine Operette geht… ja, ich kannte Stücke davon. Das erstaunt mich immer wieder, wenn man keine Operette je gesehen hat und trotzdem zahlreiche Versatzstücke kennt. Ist jetzt nichts, was ich mir so daheim anhören würdeFrosch sagte: „Knödel, knödel“, aber beim Stück gehört es nun mal dazu. Das passte schon und das war insgesamt sehr unterhaltsam. Ohnehin finde ich es immer beeindruckend, wenn Künstler sich bewegen können, herumrennen und tanzen, und dabei so singen.
Insgesamt ein schöner Kulturabend. Für mich war es mehr was fürs Auge als für die Ohren, aber das ist kein Kritikpunkt, welche Musik einen erwartet, weiß man ja vorher. ;)
Stimmung:
dokumentierend
Die Staatsoperette wohnt ja jetzt im Kraftwerk Mitte, ich erwähnte schon, dass das eine tolle Location ist, wo mir das Zusammenspiel von alt und neu sehr gut gefällt. Weil es neu ist, hat man natürlich auch bühnentechnisch alle Möglichkeiten, das war hier super eingesetzt. Tolles Bühnenbild, tolle Nutzung der Technik und ebenfalls tolle Kostüme. Das war wirklich was fürs Auge.
Die Handlung der Operette wurde ins frühe 20. Jahrhundert in ein Hotel versetzt. Die Bühne drehte sich, zeigte die verschiedenen Räume des Hotels, wo es wie in einem Wimmelbild überall viel zu sehen gab. Gäste, Personal, Wäschekammer, Spielzimmer, Foyer… dazu wirklich viele Leute auf der Bühne, so dass immer und überall was los war.
Es geht um ein Verwirrspiel, Betrug und Verführung, inszeniert vom Hoteldirektor Falk, der sich an Herrn von Eisenstein für eine ihm einst zugefügte Schmach rächen will. Eisenstein betrügt seine Frau und sie ihn auch, das Stubenmädchen Adele strebt nach Höherem und dann ist da noch der junge Prinz Orlofsky, der sich alles kaufen kann und schon gelangweilt ist vom Leben. Auf seinem Fest geht es hoch her, bevor am nächsten Morgen, verkatert im Gefängnis, die Versteckspiele gelüftet werden.
Ich habe jetzt beim Nachlesen des Stückes gelernt:
- Johann Strauß hat (wie erwartet) das Libretto nicht selbst geschrieben
- Strauß hat die Rolle des Prinzen Orlofsky als Hosenrolle für einen Mezzosopran angelegt – das der Prinz und seine ganze Entourage so queer daherkamen, passte also durchaus zum Original
- Frosch, der Gefängniswärter, improvisiert im dritten Akt in einer Persiflage aktueller örtlicher Ereignisse – auch das ist also keine Erfindung dieser Inszenierung
Froschs Monolog war dann tatsächlich auch etwas mühsam, mit all den Themen von vegan und bio, political correctness, Rammstein und Sonneberg, Wärmepumpen und was nicht alles – die Jugend von heute würde wohl sagen „cringe“. Vor allem war es auch zu lang und passte nicht so recht zum Rest. Aber gut, musste wohl sein, Silvio fühlte sich gar an einen Zwangseinschub politischer Botschaften erinnert, die früher in Kultur oft enthalten sein mussten. Ganz so schlimm fad ichs nicht, aber halt… mühsam (mich kann man mit politischem Kabarett aber auch jagen).
Ein bisschen unzusammenhängend fand ich auch den Lobgesang auf ihre Heimat, den die ungarische Gräfin (Frau von Eisenstein in Verkleidung) zum Besten gab, da fehlten mir ein paar Worte zum Übergang oder zur Einleitung.
Super fand ich hingegen den Prinzen Orlofsky mit seiner lässigen, düsteren, lebenssatten Art, der verinnerlich hatte, dass man mit Geld alles und jeden kaufen kann und damit herrscht über die Menschen: „Hier bei meinem Fest kann jeder Maske tragen, wie es ihm oder ihr – oder mir – gefällt“. Seine Regeln, sein Spielplatz. Dabei herrschte immer ein queerer, erotischer Unterton, so dass auch das Fest mehr nach Orgie aussah als nach Souper. Das hat die Schauspielerin echt super gemacht – und auch, dass sie mit ihrer Truppe „Bad Guy“ von Billie Eilish gerockt haben, passte gut dazu. Und die Mäntel natürlich! Der weiße Pelz und die Glitzerrobe! Wie gesagt, die Kostüme waren alle fantastisch!
Was nun die Musik angeht, für die man ja wohl eigentlich in eine Operette geht… ja, ich kannte Stücke davon. Das erstaunt mich immer wieder, wenn man keine Operette je gesehen hat und trotzdem zahlreiche Versatzstücke kennt. Ist jetzt nichts, was ich mir so daheim anhören würde
Insgesamt ein schöner Kulturabend. Für mich war es mehr was fürs Auge als für die Ohren, aber das ist kein Kritikpunkt, welche Musik einen erwartet, weiß man ja vorher. ;)
Stimmung:
